Alle Jahre wieder läutet die Magiccon den Herbst ein. Auch in 2024 kamen Fans des Fantasy-Genres in all seinen Ausprägungen wieder im Maritim-Hotel in Bonn zusammen, um an drei Tagen Workshops und Lesungen zu besuchen, gemeinsam zu feiern und nicht zuletzt ihre Stars und Lieblingsschauspieler hautnah zu erleben. Hier kommt der Bericht zu einer Reise voller erfüllter Erwartungen und einigen unerwarteten Begebenheiten.
Tag 1: There and (first of all not) back again
Der erste unerwartete Teil der Reise ereilte uns schon vor dem Aufbruch nach Bonn: Die Kostümierung dauerte länger als geplant, der Aufbruch zu unserer (un)expected Journey verzögerte sich und den ersten Vortrag (Stefan Servos zu Fake-News in Mittelerde), verpassten wir in großen Teilen. Was genau uns erwarten würde, war sowieso nicht wirklich klar. Unsere bisherigen Magiccon-Erfahrungen beschränkten sich auf einen eintägigen Besuch in 2022 und die Erzählungen von Freund:innen.
Auch als Con-Neulingen bot sich uns bei Ankunft am Veranstaltungsort das erwartbare Bild: Eine lächelnde Elbin in strahlend-weißem Gewand kreuzte unseren Weg, vor der Tür wurde man einer Gruppe Hobbits gewahr, die zwar kein Pfeifenkraut, aber zumindest Tabak inhalierten. Kaum hatte man den Eingangsbereich betreten, sah man zwei Ringgeister, so genannte Nazgul, den Aufzug verlassen und beim Essensstand traf man auf Gandalf (mit Feuerwerk!), der bereitwillig für ein Foto posierte. So weit, so erwartbar.
Ebenfalls nicht überraschend war das immense Angebot an Merchandise vor den Veranstaltungsräumen: Von Würfeln aller Art für Rollenspielbegeisterte über Romane, T-Shirts, Table-Top-Miniaturen und Cosplay-Accessoires bis hin zu Lichtschwertern, Met und Whiskey war für jeden Fantasy-Fan etwas dabei.
Aber auch die Auswahl an Panels, Workshops und Vorträgen hatte für jedes Interesse etwas in petto – Erwartetes und natürlich Unerwartetes! So wurde der sympathische Stuntman und Schauspieler Shane Rangi, der in den HdR-Filmen nicht nur als Haradrim einen Olifanten ritt sondern auch den Hexenkönig mimte, von Fans mit Schoko-Cookies gefüttert. Markella Kavenagh, die in „Die Ringe der Macht“ die Haarfüßin Nori spielt, gab Einblicke in die Dreharbeiten der aufwendig produzierten Amazon-Serie und die Schwierigkeit, oftmals nicht mit einer / einem Kolleg:in zu sprechen, sondern mit einem Tennisball (was wohl etwas mit CGI zu tun hat) und Craig Parker, Darsteller des Elfen Haldir im Herr der Ringe und bereits viele Male Gast auf der Magiccon, erfreute die Besucher:innen mit Bildern seiner Katzen und verriet, dass er eigentlich Bruce heißen würde – zumindest wenn er eine Katze geworden wäre.
Auch eine unerwartete Begegnung bot der erste Con-Tag: So traf die sympathische Miranda Otto, bekannt als Eowyn in der HdR-Trilogie, erstmals seit gut 24 Jahren bei der Opening Ceremony auf Shane Rangi – den sie als Eowyn in seiner Rolle als Hexenkönig im dritten Film in die ewigen Jagdgründe beförderte.
Das Besondere an der Magiccon ist wie eh und je das wunderbare Gemeinschaftsgefühl. Die Stimmung ist friedlich und freundlich, etwas, das auch die Stars zu schätzen wissen, wie es Craig Parker in seinem Panel bestätigte. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass der erste Abend bei der traditionellen Party ausklang – mit zahlreichen Hobbits, Elben, Hogwarts-Schüler:innen und anderen Fantasywesen, die zu weniger sphärischen als feiertauglichen Klängen die Tanzfläche zum kochen brachten.
Tag 2: A long expected Party
Der zweite Con-Tag begann glänzend – und zwar im Wortsinn. Die ersten beiden Panels im großen Hauptsaal warteten mit zwei Stars aus dem Herr der Ringe-Universum auf. Zunächst beantwortete Thorin Eichenschild aka Richard Armitage aus den Hobbit-Verfilmungen Fragen des Publikums. Dabei erfuhr man nicht nur, dass er ein riesiger Tolkienfan ist und die Trilogie bereits als Junge von sieben Jahren verschlang, sondern er erfreute die Anwesenden auch mit einer live gesungenen Version des berühmten Liedes der Zwerge aus den Hobbit-Filmen: Alle waren ganz kurz einmal in Mittelerde und far over the misty mountains – unerwartet und wirklich beeindruckend!
Im Anschluss dann betrat Elijah Wood die Bühne. Und die Fragen an ihn förderten Unerwartetes zu Tage. So erfuhr das Publikum, dass vor allem die Hobbit-Darsteller aus dem Herrn der Ringe immer noch Kontakt halten. „Wir sind immer noch Hobbits“, sagt Frodo. Seine Liebe für Fantastisches hat Wood unter anderem durch George Lukas und dessen Star Wars-Universum entdeckt und klar, bis heute bleibt der Dreh der Herr der Ringe-Filme für ihn etwas ganz Besonderes. Da war jetzt nichts Unerwartetes dabei? Stimmt, aber das kommt jetzt: Den Autoren war zum Beispiel nicht bekannt, dass Frodo früher (und auch während des HdR-Drehs!) seine Fingernägel abgekaut hat. Wer aufmerksam die Frodo-Nahaufnahmen studiert, sollte das wohl erkennen können. Außerdem wünscht sich Elijah Wood eine lebenslange Versorgung mit Tiefkühlpizza und er berichtete von seinem witzigsten Moment bei den Dreharbeiten: Bei der Szene, in der die Hobbits vor Bauer Maggot fliehen und die Böschung herunterpurzeln, kurz bevor sie erstmals auf die Ringgeister treffen, entwich Frodo beim Aufprall ein Darmwind – etwas, was ihm bis heute im Gedächtnis geblieben ist.
Nachdem die Autoren in den ersten anderthalb Con-Tagen vor allem Schauspieler:innen-Panels besucht hatten wurde es Zeit, auch einmal das Angebot an Vorträgen in Anspruch zu nehmen. Und auch hier wurde man nicht enttäuscht. Zunächst referierte Dr. Christian Weichmann über „Die Verlorenen der Herr der Ringe-Filme“, also diejenigen Charaktere, die in den Büchern eine größere Rolle spielten und in den Filmen entweder gar nicht oder nur am Rande auftauchten. Namedropping gefällig? Klar! Bauer Maggot, Elladan und Elrohir oder Lobelia Sackheim-Beutlin, um nur ein paar zu nennen. Eine spannende Vortragsidee, die darüber hinaus wunderbar illustriert, auf welch vielfältige Art und Weise sich Menschen mit Tolkiens literarischem Stoff beschäftigen. Im Anschluss besuchte einer der Autoren dann noch den Vortrag von Reinhard Prahl, der sich dem Thema „Archäologie im fantastischen Film“ widmete. Kurzweilig und mit Witz und Charme erläuterte er anhand von Filmszenen die Unterschiede zwischen den Abenteuern von Indiana Jones und der Arbeit realer Archäolog:innen.
Nach dieser geballten Fachkompetenz wurde es dann auch wieder Zeit für ein Schauspieler-Panel. Und ja, es handelte sich wieder um einen Darsteller aus dem Herrn der Ringe: Dominic Monaghan, vielen besser bekannt als Merry Brandybock, unterhielt das Publikum mit Anekdoten vom Filmset und verriet, dass ihn der Song „Into the West“ von Anni Lennox zum dritten HdR-Teil bis heute zu Tränen rührt.
Highlight am frühen Samstagabend war dann der große Cosplay-Catwalk. 80 Personen präsentierten teilweise in Gruppen ihre aufwendigen Kostüme aus den verschiedensten Fantasy- und Serienuniversen: Neben zahlreichen Rollen aus der Welt Tolkiens schwirrten Elfen über die Bühne, flanierten Charaktere aus der Serie „Shadow and Bone“ ebenso über den Catwalk wie Figuren aus dem amerikanischen DnD-Let’s Play „Critical Role“ oder dem Disney-Universum. Wirklich beeindruckend, wie viel Zeit und Kreativität viele der Besucher:innen in ihre aufwendigen Kostüme stecken!
Zum Abschluss des Tages gab es dann die long expectet party. So lautete das Motto der Party im Foyer des Maritim-Hotels. Angelehnt an den 111. Geburtstag von Bilbo Beutlin feierten die Con-Besucher bis weit in die Nacht ausgelassen auf der Tanzfläche – viele von ihnen im klassischen Hobbitoutfit.
Tag 3: There and (in the end then) back again
Der dritte und letzte Tag begann recht übermüdet, aber nicht minder motiviert. Da das erste Panel, das die Autoren besuchen wollten, erst um 13 Uhr startete, gab es genügend Zeit, die Verkaufsstände noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen – und bei Betreten des Saales um kurz vor 13 Uhr war man um einige Würfel fürs gepflegte Rollenspiel und leckeren Likör reicher.
Nachdem zunächst nochmal Shane Rangi dem Publikum Rede und Antwort stand und eine unerwartet herzerweichende Geschichte über sein Stottern und wie die Schauspielerei ihm dabei half, dieses loszuwerden, preisgab, betrat im Anschluss der wohl böseste Charakter (nicht Schauspieler!) die Bühne: Sala Baker mimte in der HdR-Trilogie Sauron, wirkte aber glücklicherweise überhaupt nicht wie der dunkle Lord, sondern äußerst sympathisch und witzig. Er verriet, dass er ursprünglich zur Stuntcrew gehörte und ihm die Rolle des Sauron per Telefon von Peter Jackson abends um 22:30 Uhr angeboten wurde – das kam damals sicher ziemlich unexspected.
Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass die Verfasser dieser Zeilen nicht nur die Panels der Akteure aus Mittelerde besuchten. Obwohl sie noch keine einzige Folge der Serie „Shadow and Bone“ gesehen haben, gestaltete sich der Austausch zwischen den Schauspieler:innen Amita Suman, Freddy Carter, Kit Young, Jack Wolfe, Luke Pasqualino, Dean Lennox Kelly und dem Publikum sehr amüsant und kurzweilig!
Das letzte Panel vor der großen Closing Ceremony gehörte dann Elijah Wood und Dominic Monaghan gemeinsam. Beide stimmten darin überein, dass sie es bis heute bereuen, nach dem Dreh des Herrn der Ringe kein Eigentum in Neuseeland erworben zu haben, denn ihnen und – so zumindest unser Eindruck – allen Schauspieler:innen scheint dieses Fleckchen Erde wirklich ans Herz gewachsen zu sein. Unerwartetes Highlight für die letzte Fragestellerin war dann mit Sicherheit, dass Elijah Wood ihr persönlich sein Mikrofon überreichte und beide Schauspieler die Frage keinen Meter ihr gegenübersitzend beantworteten.
Denn Schlusspunkt dieser aufregenden Con-Reise bildete dann die Closing-Ceremony, bei der noch einmal alle Akteure, Schauspieler:innen und Vortragende auf der Bühne gemeinsam tanzten und sangen und sich auf die nächste Magiccon in 2025 einstimmten. Wer also einmal die ganz besondere Atmosphäre erleben und seine ganz eigene (un)expected journey erleben will, der sollte vom 26. bis 28. September 2025 unbedingt das Maritim-Hotel Bonn besuchen – wir können es jedenfalls uneingeschränkt empfehlen!
Fazit:
Magiccon - das ist ein Wochenende voller Fantasy, Magie und positiver Stimmung. Wer Fantasy und Mystery mag, aufwendige Kostüme liebt und gerne die Stars des Fantasygenres trifft, der sollte unbedingt diese Convention besuchen!
Bildcredits: Luma Abbassi, Martin Schlüter, Lisa Schmalen, Larissa Schmidt, Annika Wilhelm
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Zauberwelten-Online.de