Jamie questet gerne, er ist nämlich leidenschaftlicher Computerspieler. Das neue Spiel – mit Virtual Reality-Brille – hat es aber in sich: Er kommt nämlich nicht mehr raus. Und die Welt ist verdammt realistisch – vor allem die Schmerzen, wenn einen die Spinnengegner erwischt haben. Zudem ist er offenbar nicht der Erste, der so in diese Welt kam.
Man nennt ihn dort „Wanderer“. Doch ein Wanderer hat normalerweise eine Aufgabe – Jamie kann sich an keine erinnern. Außerdem scheinen die beiden mystischen Gestalten Merlin und Alara bei ihm nicht das zu tun, was sie bei anderen Wanderern machen. Und die großen Spinnen des Waldes – Tanteln genannt – werden immer angriffslustiger …
Zurechtfinden in der neuen Welt
In der ersten Phase des Buches hatte ich etwas Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Das lag nicht an mangelnder Action, sondern irgendwie fühlte ich mich ebenso wie der Protagonist noch nicht auf der Welt angekommen. Er versuchte, daran festzuhalten, dass er nur in einem Computerspiel wäre. Mit der Zeit wurde dies jedoch sehr schwierig, vor allem, wenn andere Menschen litten. Normalerweise ist es für einen erfahrenen Spieler ja kein Problem, wenn die NPCs sterben, hier war es irgendwie zu realistisch für Jamie.
Später nimmt die Geschichte aber wirklich Fahrt auf. Jamie begibt sich auf eine selbstgewählte Queste und er geht nicht allein. Dabei merkt er, dass Anführer-Sein doch etwas schwieriger ist, als ein paar NPCs mit in die gleiche Richtung zu nehmen.
Die Heldentruppe
Jamie ist nicht der einzige Held der Geschichte, wenngleich der einzige Wanderer. Der Bauernjunge Hannes wird sehr schnell sein Freund. Ein Krieger namens Grumdir spielt dagegen eine eher zwielichtige Rolle – man fragt sich: Ist er auf Jamies Seite oder nicht? Und die Kellnerin Lana interessiert sich für Jamie, der ihr nur schwer widerstehen kann – obwohl doch in der realen Welt noch seine Freundin Olive wartet …
Es gibt nicht viele fantastische Wesen in Brior, aber gerade das ist angenehm. Man kann hier von wohldosiert sprechen. Die Kämpfe und die Problemlösungen laufen ohne Magie ab, dafür mit vielen Blessuren.
Alte Struktur in neuem Gewand
Die Grundstruktur des Buches scheint bekannt: Unsicherer Teenager – nebenbei Mobbingopfer – kommt in gefährliche Geschichte, scheitert dabei zunächst und endet als großer Held. Es gibt aber schöne Abweichungen von diesem Pfad. Mal abgesehen davon, dass die meisten dieser Helden-in-spe keine netten Freundinnen haben, wird Jamie nicht wirklich zum Held, der dann 100 normale Gegner im Vorbeigehen erledigt. Das Ende ist auch nicht Friede-Freude-Heldentum, sondern enthält einige Bitterkeit und einen schönen Cliffhanger – den zweiten Teil gibt es dann Ende des Jahres.
Ich kann das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, vor allem für computerspielende Teenager. Aber auch mindestens einem alten Sack hat es schon Spaß gemacht.
Jamies Quest – Aufgabe gesucht
Cornelia u. Dominik Franke
(Selbstverlag, 2014)
370 Seiten, Softcover
ISBN: 9783000469350
Webseite: Cornelia Franke
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Seelenseher (Tougard #1)