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Inhalt des Buches
Die Zwillingsschwestern Sana und Worina wachsen fernab jeglicher Zivilisation in den Bergen auf, da sie ein gefährliches Geheimnis teilen: Sie sind Sehende, mit einem weißen Auge ausgestattet, das es ihnen erlaubt, das Lied der Macht, eine Form von Magie, zu wirken. Ihr Vater Merysan, ehemaliger Held der Armee von Korien, hält sie versteckt, denn der Dahun-Tempel im Silbergebirge zieht alle Sehenden ein, um sie für seine Zwecke auszubilden – und um diesen Tempel ranken sich wilde Gerüchte über unvorstellbare Schrecken. Doch als ein Junge aus dem nahen Dorf verschwindet und ein mysteriöses Ungeheuer auftaucht, nimmt die Geschichte
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rasant Fahrt auf. Denn die Zwillingsschwestern und ihr Vater Merysan beschließen, der Familie des Jungen zu helfen, diesen wiederzufinden. Doch auf der Suche wird Worina als Sehende enttarnt, was folgenschwere Konsequenzen nach sich zieht …
Die Welt
Sana, Worina und ihr Vater Merysan bewegen sich durch eine High-Fantasy-Welt, in der Magie vorhanden ist, jedoch bestimmten Regeln folgt. Demzufolge kann mit dieser Magie nicht nur gearbeitet, sondern auch experimentiert werden – was im Geheimen und in den Schatten abgeschotteter Räume und Kerker auch passiert. Die Macht der Magiewirkenden wächst, bis sogar der König und sein Reich von dieser Macht kontrolliert werden und somit zum Spielball einiger Weniger werden, die ihre besondere Stellung auszunutzen versuchen. Vor diesen Gefahren versucht die kleine Familie der Zwillinge sich – erfolglos – in Sicherheit zu bringen. Doch einmal entdeckt, trifft die Macht der Politik und der ränkeschmiedenden und machthungrigen Magiewirkenden sie mit voller Wucht und es gibt kein Entkommen mehr. Sie müssen sich der Bedrohung stellen– oder untergehen.
Die Protagonistinnen
Mit den beiden Protagonistinnen hat der Autor Thomas Vaucher nicht nur zwei starke, weibliche Persönlichkeiten geschaffen, er hat sie auch durch ihre gemeinsame Andersartigkeit auf einer besonderen Ebene miteinander verbunden. Ein starker Familienzusammenhalt nicht nur zwischen den Schwestern, sondern auch zwischen den Kindern und ihrem Vater zieht sich durch die ganze Geschichte und gibt der düsteren Welt und dem kämpferischen Plot eine sanfte und liebevolle Note. Im Laufe des Romans kommen weitere Figuren dazu – zum Teil ungewöhnliche Charaktere, von der Gesellschaft Verstoßene oder Entstellte, die sich ebenfalls im Verborgenen durchgeschlagen haben und nun die Möglichkeit erhalten, etwas in der Welt zu bewirken.
Schreibstil und die Geschichte
Wie schon in den anderen Büchern dieser Reihe zeichnet sich Vauchers Schreibstil dadurch aus, dass er in der Lage ist, ein lebendiges Bild entstehen zu lassen, sodass man sich seine Welt trotz der vielen magischen Elemente sehr gut vorstellen kann und ein Gefühl dafür bekommt, wie es um die Charaktere herum aussieht und auch, wie die Personen aussehen und handeln. Mit vielen Dialogen ergehen sich die Szenen nie in langatmigen Beschreibungen, es sind die Protagonisten, die handeln, sich gegenseitig und die Geschichte vorantreiben und das Geschehen lebendig werden lassen.
Die Geschichte selbst weist Wendungen auf, die überraschend erscheinen, aber dennoch aus dem Ganzen hergeleitet sind und nicht unlogisch sind. Der Autor setzt dabei auf das Handeln der Charaktere: Kein äußerer Plot, kein Bedrohungsszenario eines kommenden Weltuntergangs, gegen das die Protagonisten ankämpfen müssen, hält die Geschichte am Laufen. Stattdessen leiten die Protagonisten die Handlung, treiben sie vorwärts und so entsteht eine Geschichte, die zwar am Ende einen großen politischen Einfluss auf das ganze Reich und die Fantasy-Welt der Das Lied der Macht Reihe hat, die aber hauptsächlich von persönlichen Motivationen und Wünschen getragen ist.
Einordnung in die Reihe Das Lied der Macht
Bei Im Schatten des Tempels handelt es sich um eine Geschichte, die in derselben Welt spielt wie die Geschehnisse um Arken, den Meisterdieb, Rune, die junge Ritterin der Schwesternschaft des Göttlichen Greifen, und den alternden Kriegsherrn Valor, Held unzähliger Schlachten, jedoch spielt der Roman einige Jahre früher und in einem anderen Land. Er lässt sich als Einzelband lesen, da die Geschichte unabhängig und losgelöst von den anderen Geschehnissen in sich abgeschlossen ist. Dennoch spielt auch in diesem Buch das Lied der Macht eine zentrale Rolle. Man braucht aber kein Vorwissen aus den anderen Büchern, um den Geschehnissen von Im Schatten des Tempels folgen zu können. Der Roman unterscheidet sich von der Romanreihe um Das Lied der Macht dahingehend, dass er wie eine klassische Abenteuergeschichte aufgebaut ist und das Erzähltempo entsprechend rasanter gestaltet ist.
Der Autor
Thomas Vaucher hat nicht nur mehrere Bände der Reihe Das Lied der Macht veröffentlicht, er schreibt auch Thriller, wie zum Beispiel Die Akte Harlekin, Blutmond und Der Incubus. Auch historische Romane haben es ihm angetan und dann und wann schreibt er auch gerne ein Sachbuch oder arbeitet an einem Drehbuch. Neben dem Schreiben widmet er sich der Musik: Thomas Vaucher ist Keyboarder der Heavy-Metal-Band Emerald. Seine Geschichte Tyrions Wacht der Anthologie Der Treue geopfert erhielt 2009 den zweiten Platz bei der Verleihung des Deutschen Phantastik-Preises.
Er lebt und schreibt derzeit in der Schweiz.
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©Bild: Sonja Vaucher
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Text: Jorina Havet
Bilder: Riferfield Verlag, Thomas Vaucher