Vorweg: Wenn man das Cover sieht, befürchtet man, jemand hätte den größten skandinavischen Fantasy-Erfolg Ronja Räubertochter nachgedreht. Glücklicherweise ist das nicht so. Stattdessen geht es um folgende
Geschichte
Dina hat eine übernatürliche Fähigkeit: sie kann in den Augen eines Menschen dessen Sünden und Verfehlungen sehen. Das macht sie wie jede Beschämerin zu einer Außenseiterin – welcher Mensch lässt sich schon gerne in sein Innerstes gucken? Dennoch werden die Beschämerinnen auch benötigt. Bei dieser Ideen gefällt mir, wie diese Funktion gleichzeitig missachtet und doch gebraucht wird.
Dinas Mutter Melussina wird an den Hof des Königreichs Dunark gerufen, um den Mord an der Herrscherfamilie zu klären. Sie soll die Schuld des Thronerben Nicodemus beweisen, der mit der vermutlichen Mordwaffe gefunden wurde. Da es Melussina nicht gelingt, holt Drakan – der Cousin Nikodemus - Dina zu Hilfe.
Dina muss nicht nur den wahren Mörder finden und dessen Schuld beweisen – im Laufe der Geschichte muss sie flüchten, Freunde finden und sogar Drachen gegenübertreten. Am Ende greift sie entscheidend in die Frage ein, wer die Macht in dem Königreich besitzen soll.
Die Umsetzung
Der Film ist relativ dunkel gedreht und mit einigen düsteren Beigaben ausgestattet, z.B. mehrere Szenen mit Dauerregen. Das passt aber sehr gut zu der Geschichte.
Im Vergleich zu beispielsweise Herr der Ringe gibt es keine ausufernden Action-Szenen-Folgen. Action–Kämpfe und Auftritte von Drachen stützen die Geschichte, aber drängen sich nicht in den Vordergrund. Das ist sehr angenehm und wirksam: meine Tochter, altersmäßig gerade im Zielpublikum angekommen, ist häufiger zusammengezuckt als bei Herr der Ringe, vermutlich auch, weil sie sich eher in die Heldin hineinversetzen konnte.
Im Endeffekt ist die ganze Fantasy der Geschichte eher ein Beiwerk – im Kern geht es um die Suche eines Mädchens nach sich selbst und nach Freunden.
Die Schauspieler
Wenn man eine gute jugendliche Schauspielerin hat, ist das a) die halbe Miete und b) schwierig für die erwachsenen Schauspieler. Es klappt aber gut, da sich die Darsteller der Hauptcharaktere nicht in den Vordergrund drängeln, sondern ihre Rolle ausspielen. Passend zur Fähigkeit Dinas machen gerade die Schwächen die Charaktere aus. Besonders gefallen hat mir der Waffenmeister der Burg (Soren Malling), bei dem ich lange Zeit rätselte, auf welcher Seite er eigentlich steht. (Ich verrate aber nicht, welche Seiten es gibt, da das am Anfang auch ein bisschen den Reiz des Films ausmacht.)
Extras
Die Extras sind überschaubar, lohnen sich aber. Gerade die Gestaltung der Drachen fand ich sehr interessant. Schrecklich finde ich den deutschen Trailer, der mir einfach zu viel verrät. Gut, dass ich den erst auf der DVD entdeckte und nicht schon im Kino. Parallel dazu gibt es den dänischen – da verstand ich zwar die Texte nicht, aber die Szenen sind weitaus besser gewählt.
Fazit
Der Film hätte ähnlich wie Mara und der Feuerbringer mehr Zuschauer verdient gehabt. Für alle, die gute Fantasyfilme mögen, kann ich Die Hüterin der Wahrheit sehr empfehlen. Für Mädchen natürlich noch etwas mehr.
Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung
ab 12 Jahren
(Polyband/WVG, 2016)
Webseite: Die Hüterin der Wahrheit