Mit mehr als 130.000 Besuchern ist sie die größte Convention Nordamerikas. Sie bietet Previews auf die aktuellen Serienhighlights, ein Filmfestival und Stars hautnah: Pannels, Fotoshootings und Autogrammstunden. Sie ist ein großes Cosplay Event, wirbt mit zahlreichen Preisen, besonderer Kinderbetreuung inklusive Kinder Filmfestival, hat eine Comic-Ausstellung mit ausgewählten Werken berühmter Künstler und natürlich die Artist Alley – wo die Künstler selbst ihre Kunst vorstellten.
Comic Con goes Germany
Die Cool Conventions GmbH, die nun diese erste Comic Con auf deutschem Boden inszenierte, trat also in große Fußspuren.
Es war die erste ihrer Art – namentlich stimmt das. Die nächste Comic Con, die Comic Con Germany der FedCon GmbH, wird erst 2016 in Stuttgart an den Start gehen – und der Konkurrenzdruck lastet offenbar schwer. So schwer, dass die Orga darunter zusammen gebrochen zu sein scheint, was wirklich schade ist.
Startschwierigkeiten
Der Zusammenbruch begann, dem Hörensagen der Zeichner und Aussteller nach, schon beim Aufbau. Die Vorbereitung war ungenügend, die Anmeldung nicht ausgeschildert, geschweige denn, welche Tische für welchen Künstler vorgesehen waren. Der Ansprechpartner war leider bereits am Freitag Nachmittag nicht auffindbar und den Gerüchten nach schon abgereist. Das könnte einiges erklären, allerdings nicht den Mangel an Hilfe, Freundlichkeit und Kompetenz, dem sich die zahlenden Künstler dann gegenüber sahen. Immerhin kostete ein Künstlertisch mit Rückwand 60 Euro Standgebühr für das Wochenende – Künstlerpass inklusive. Schließlich haben die Betroffenen das Ganze dann selbst in die Hand genommen und selbst aufgebaut. Man hatte ja sonst nichts vor.
Hier geht’s um Comics – oder?
Vielleicht ist das, was für die Staaten gilt, auch für Deutschland nicht zu leugnen: Die Bedeutung von Comics tritt neben den filmbezogenen Veranstaltungen und Aktionen in den Hintergrund. Selbst bei dem großen Vorbild in San Diego tauchen immer mehr kritische Stimmen auf, die die große Comic Börse vermissen und auf kleinere Conventions mit einem größeren Comic Anteil vertröstet werden. Thomas Hartz hatte auf der Pressekonferenz bereits angekündigt, dass es sich eben nicht nur um eine reine Comic Con handeln würde, wo man nur Comics erwarten könne, sondern auch sehr sehr viel TV und Film geboten werde. Das macht die Veranstaltung auch für das Gros der Besucher interessant, dementsprechend sei der Entertainment Bereich eben sehr groß aufgestellt. Vielleicht hätte man es dann aber Movie Con nennen sollen. Ach Mist, das gab es schon: Gleicher Veranstaltungsort, anderer Veranstalter, anderes Jahr. Künftig in Münster. Da werden die Comics dann weglassen.
Einlass
Vermutlich war die Aufbau-Orga vom Freitag auch die Einlass-Orga vom Samstag. Das würde vieles erklären. Immerhin war die Veranstaltung gut geeignet für Reptilienfreunde: Man konnte jede Menge Schlangenerfahrungen sammeln.
Das begann schon mit der Anreise. Wobei ich ja Glück hatte. Erstens war ich mit der Bahn gekommen – und die musste keinen Parkplatz suchen –, zweitens konnte ich dank meiner Pressekarte optimistisch an der unglaublich langen Schlange zum Haupteingang vorbei marschieren. 9:20 – Alles war gut.
Dann als ich den ausgewiesenen Presseeingang suchte, begann eine erstaunliche Entdeckungsreise. Es gab genau zwei Eingänge: Einer für die Inhaber*innen der normalen Tickets und einen für die Early Bird VIP Ticket-Besitzer, die schon ab 9 Uhr hinein gehen konnten. Und an beiden Eingängen tat sich nichts. Dazwischen stand eine Handvoll von uns Pressemenschen, die mal zum einen und mal zum anderen Eingang geschickt wurden. Erst nach einigem Hin- und Her fand sich ein Zuständiger und ließ uns endlich rein. Nicht ohne den „Waffencheck“ (Zitat) zu durchlaufen, also Taschen auf wie beim Flughafen. Zum Glück wurde aber nur nach großen Dingen gesucht. Denn im Finden kleiner Dinge hatten sie nicht viel Übung, weswegen es die Presseausweise erst später gab.
Aber die Leute waren freundlich bemüht. Und anders als die VIPs des zweiten Eingangs, die mit ihrer ersten echten Schlange kämpfen durften, um die Bändchen zu kriegen, hatten wir ungehinderten Zugang zu den drei Servicekräften der Jackenaufnahme und konnten uns recht zügig in die noch leeren Hallen begeben.
Wie ätzend die Eingangserfahrung für einzelne Besucher gewesen ist, konnte man bei Facebook verfolgen. Einige fuhren wieder heim, weil sie fehlinformiert wurden, ihre reservierten Tickets seien vergeben worden. Andere sagten, sie hätten über eine Stunde gewartet, angeblich wegen der hohen Sicherheitskontrollen, die wohl mal stattfanden und mal eher nicht. Oder wegen des unerwartet hohen Andrangs: Damit hätte bei einem weit vorher ausverkauften Samstag keiner rechnen können.
Das Programm
Einen Aushang mit dem Programm gab es leider nicht, und es dauerte etwas bis wir dann das schicke Programmheft in Händen halten konnten. Darin zu finden: die Hallen.
Das Programm war auf drei Hallen verteilt. Eine Halle war hauptsächlich dem Thema Comics gewidmet. Hier war die Artist Alley, die Indie Talents Area und das Live-Zeichnen. Verlags- und Verkaufsstände mit Comics und Comic- bzw. Anime-Merchandise waren ebenfalls zu finden, während im hinteren Bereich der Halle in langer Tischreihe die Stars ihren Fans Autogramme gaben.
Daneben die Halle für Show und Entertainment: Hier war der Ring für die Profi-Wrestler von WestsideExtremeWrestling aufgebaut und die Fotoshootings mit den Stars fanden hier ebenfalls statt. Auch die Haupt-Ausstellungsstücke der Veranstaltung fanden in dieser Halle ihren Platz: Ein Voll-Replikat der DeLorean Time Machine aus Zurück in die Zukunft und 1:1 lebensgroße Figuren von Marty McFly und Doc Emmet Brown, sowie ein originalgetreuer Nachbau des Wunderautos K.I.T.T. aus der 80er Jahre-Serie Knight Rider. Ein Highlight für viele war allerdings die Tardis als Hintergrund für das Dr. Who-Fotoshooting mit Sylvester McCoy.
Natürlich gab es auch in dieser Halle Verkaufsstände mit Marvel- und Anime-Merchandise, ebenso wie eine recht ausführliche Sammlung an originalen Autogrammen aller möglichen Schauspieler. Im hinteren Bereich der Halle war die sogenannte Cosplay Akademie zu finden, wo man nicht nur mit namhaften Cosplayer*innen sprechen und ihre Kreationen bewundern, sondern sich auch selbst ablichten lassen konnte.
Die dritte Halle stand ganz im Zeichen der Pannels. Auf der Bühne konnten sich verschiedene Gäste aus dem Bereich Film darstellen und stellten sich den Fragen des Publikums.
Im zweiten Teil geht es darum, wie die erste Comic Con in Deutschland nun eigentlich gewesen war.
Autorinnen: Ivonne Maschmeier und Corinna Vanvlodorp
Fotos: Filipe Tavares