Frankfurter Buchmesse 2024 – Ein Tag auf der größten Buchmesse der Welt

Insgesamt strömten 115.000 Privatbesuchenden und 115.000 Fachbesuchende zur Messe und besuchten die Stände der 4.300 Ausstellenden, um sich das Passende der 3.300 Veranstaltungen auszusuchen und anzuhören. Wieder einmal gab es die Möglichkeit, sich von seiner Lieblingsautorin oder seinem Lieblingsautor ein Buch signieren zu lassen. Hierbei wurde berechnet, dass die Dauer aller Buchsignierungen insgesamt 86 Stunden betrug. Damit hat sich gezeigt, dass auch in diesem Jahr für das Medium der Bücher reges Interesse besteht. Was waren die Neuheiten und welche Trends gab es diesmal?

New Adult und #BookTok 

Über allen Neuheiten thronte auf der Buchmesse 2024 das Genre „New Adult“ und der damit verbundene Hype um das Modewort „BookTok“. Für alle, die von „BookTok“ bislang noch nichts gehört haben, hier eine kurze Zusammenfassung dieses Worts. Bei „BookTok“ handelt es sich um einen Neologismus aus dem englischen Wort für Buch („Book“) und dem Wort „Tok“, welches aus „TikTok“ entnommen worden ist. Auf dieser Plattform nämlich gibt es Content-Creator, die regelmäßig Bücher vorstellen und bewerten. Damit wird ein größeres Publikum erreicht, als etwa mit einer klassischen Buchrezension. Zudem sprechen die Videos ein jüngeres Publikum an, welche sich miteinander vernetzen und gegenseitig austauschen. Gepaart mit diesem Phänomen ist das Genre „New Adult“ - welches seit circa 10 Jahren existiert und seitdem einen exorbitanten „Boom“ erlebt - in diesem Jahr besonders gefragt. Dieses behandelt größtenteils romantische (erotische) und fantastische Liebesgeschichten, welche häufig von jungen Frauen gelesen werden. 

Die Frankfurter Buchmesse hat diesen „Boom“ aufgegriffen und dem Genre eine eigene Halle gewidmet. Hier konnten alle Lesenden an Lesungen ihrer Lieblingsautorinnen teilhaben und ihre Liebe an den Büchern teilen. Besonders auffällig an diesem Genre sind die bunten und sehr verzierten Buchschnitte der pastellfarbenen und glitzernden Bücher. Da werden die Sinne angesprochen und lassen Sammlerherzen höherschlagen. So gibt es etwa Fans der „New Adult“-Bücher, die sich ein Buch zum Lesen und eines fürs Regal kaufen. Daneben gibt es reichlich Merchandise-Artikel, weswegen dieses Genre durchaus die (Literatur-)Kritiken spaltet. Die einen verurteilen es als „einfach gestrickte Liebesromane“, mit denen viel Geld gemacht wird, die anderen dagegen finden, dass diese Romane eine Lücke geschlossen haben, um den jungen Lesenden einen Eskapismus von der realen Welt und den eigenen Problemen zu bieten.   

Dass der Trend „New Adult“ auch für die Verlage lukrativ ist, das zeigte sich auf der Buchmesse besonders daran, dass viele Verlage eigene Reihen von „New Adult“-Büchern in ihren Katalog aufgenommen haben. Bei Bastei Lübbe zum Beispiel ist man noch einen Schritt weiter gegangen und hat den eigenen „Unter“-Verlag namens „LYX“ gegründet, welcher auch auf der Buchmesse einen eigenen Stand hatte. Dort wurde es besonders voll und die Fans mussten sich in eine lange Wartschlange einreihen, um ein besonderes Exemplar zu erhalten. Aber auch bei anderen Verlagen gab es reichlich Warteschlangen, sobald eine Signierstunde anstand.

Eine der vielen Foto-Spots, um sich und sein Lieblingsbuch in Szene zu setzen.

Der Verlagsstand "LYX" mit jeder Menge Auswahl an "New Adult"-Titeln.

Auch für Krimifans gab es die passende Foto-Ecke.

Gastland Italien

Im krassen Gegensatz zu diesem bunten (vielleicht etwas kitschigen) Buchtrend, stand die Halle des Gastlands Italien. Hier wurden die Besuchenden von Laserdruckern begrüßt, ehe es in eine blaue, etwas dunkel gehaltene Halle ging, an deren Decke Lichter funkelten. Umrahmt wurde die Halle mit weißen Säulen, die etwas schlicht und langweilig wirkten. In den einzelnen Räumen waren diverse Bücher italienischer Autorinnen und Autoren präsentiert. Beeindruckend hierbei waren einige alte Originalwerke, welche in Schaukästen ausgestellt wurden. Bei einem Kaffee konnte man sich dann Vorträge und Interviews anhören, ehe man sich wieder den anderen Hallen der Messe widmete.

Das Gastland Italien warb für sich mit einem kreativen Bild.

In der italienischen Halle sorgte eine goldene Hand für Eindruck.

Hörbücher und Hörspiele 

Wo Bücher sind, sind auch Hörbücher und Hörspiele nicht weit. Bereits im Innenhof der Messe, in dem diverse Essensständen und Pavillons (für Interviews und Buchsignaturen) aufgebaut wurden, war ein riesiger Kopfhörer zu sehen. Wer sich in die Mitte dieses Kopfhörers stellte, konnte dann zwischen einigen Hörbüchern und Hörspiele von „Audible“ wählen. In den Messehallen dann gab es neben diesem Abo-Anbieter auch viele weitere Anbieter (wie etwa „Bookbeat“), welche versuchten, die Besuchenden davon zu überzeugen, mal zu einem Hörbuch zu greifen. Dass es davon eine schier unerschöpfliche Menge zur Auswahl gibt, braucht eigentlich keinem mehr gesagt werden. Gerade Deutschland ist in europäischen Vergleich eines der führenden Länder in der Sparte „Hörbuch“. 

Kreative Stände lockten die Besuchenden zu sich...

Geschenke, Goodies und Überraschungen

Besonders in der Halle der (großen) deutschen Buchverlage gab es für die Privatbesuchenden auch in diesem Jahr wieder kleinere Geschenke. Neben Jutebeuteln, Stiften und Lesezeichen, konnten die Besuchenden auch an Glücksrädern drehen. Beim Kosmos Verlag hatte man dadurch die Chance, ein Buch der Reihe „Die drei ???“ zu gewinnen. Bei der Verlagsgruppe Beltz konnte man etwas aus der „Grüffelo“-Reihe gewinnen (einen Block, ein Lesezeichen, oder ein Kuscheltier). Natürlich lockten auch jede Menge Zeitungen mit Abo-Angeboten, oder Gewinnspielen. Interessanterweise hatte auch Netflix einen Stand, der als begehbare Installation ausgestaltet worden war. Diese machte Werbung für die neue Serie „Achtsam Morden“, welche auf einem deutschen Krimiroman basiert und ab dem 31.10.2024 zu sehen sein wird. Zudem wurden auf der Messe Brettspiel angeboten. Besonders voll wurde es an den Ständen von Kosmos, Ravensburger und dem Moses Verlag, welcher das neueste Spiel von Sebastian Fitzek vorstellte.

Auch Brettspiele wurden präsentiert - wie hier durch den Verlag Kosmos.

Eine der vielen Bühnen war bereit für Lesungen und Autogrammstunden.

Interviews und Raum für jede Menge Dialoge

Neben all den vielen Eindrücken, die man von den unterschiedlichen Buchpräsentationen gewinnen konnte, gab es die Möglichkeit an Veranstaltungen teilzuhaben. Nicht zuletzt durch diese Angebote verflog die Zeit auf der Messe wie im Flug. Wer selbst nicht ausreichend Zeit hatte, für den gibt es zahlreiche Aufzeichnungen der Interviews und Gesprächsrunden, welche in der ARD-, ZDF- oder 3Sat-Mediathek, auf YouTube, oder auch auf den Kanälen der BookToker-innen zu sehen sind. Insgesamt hat es die diesjährige Buchmesse in Frankfurt geschafft, modern zu sein, indem sie einem Trend ausreichend Raum bot und gleichzeitig nicht außer Acht zu lassen, dass sich die Faszination des Buches nicht auf einen (möglicherweise kurzweiligen) Internet-Hype reduzieren lässt. Wer die Messe besucht hat, dem werden die Ideen für Weihnachtsgeschenke ganz sicher nicht ausgehen. Sei es ein Coffee-Table-Book des Verlags „Taschen“, der neueste Krimithriller des Erfolgsautors Sebastian Fitzek, oder ein Manga aus dem Carlsen Verlag…

Auch ARD, ZDF und 3sat luden (live) zu ihren Sendungen ein.

Ein Blick auf den Innenhof der Frankfurt Buchmesse 2024 mit ihren Besuchenden.