Zauberwelten: Siehst Du Dich eher als Fotograf, der auch larpt, oder als Larper, der auch fotografiert?
Sebastian Hilpert: Das ist eine gute Frage und im ersten Moment nicht einfach zu beantworten. Aber da ich nicht ausschließlich Larp fotografiere, bin ich definitiv ein Fotograf, der auch larpt.
ZW: Seit wann beschäftigst Du Dich mit der Fotografie?
Sebastian: Ich habe von 2001 bis 2004 meine erste Berufsausbildung in einem Fotofachhandel gemacht, seitdem begleitet mich die Fotografie und ich entwickle mich stetig weiter. Meine offizielle Seite habe ich jedoch erst im Mai 2015 gegründet und biete erst seitdem mein Können als Fotograf an.
ZW: Kannst Du von Deiner Fotografie leben oder ist es eher ein Hobby?
Sebastian: Es war sehr lange ein Hobby, jetzt ist es mittlerweile ein Nebenberuf. Wie es sich weiter entwickelt, muss man sehen. Wichtig ist mir nur, dass es weiterhin Spaß macht. Wenn das irgendwann einmal nicht mehr der Fall sein sollte, höre ich auf.
ZW: Wie bist Du zum Hobby Larp gekommen und was gefällt Dir daran besonders?
Sebastian: Das hat ein paar Jahre gedauert. Ich habe mich bis vor etwa sieben Jahren mit Reenactment beschäftigt, verlor dann aber das Interesse und habe in dem Bereich mehrere Jahre überhaupt nichts mehr gemacht. Ein Freund von mir versuchte mich immer wieder zum Larp zu bewegen und ließ nicht locker, bis ich es ausprobiert habe – zum Glück.
Eine Fantasywelt real zu leben … Abtauchen in eine andere Rolle und etwas erleben, das man selbst nur in den Büchern seiner Kindheit und Jugend lesen konnte … das ist schon ziemlich cool, viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte.
ZW: Was fasziniert Dich an Larpern als Fotomotiv?
Sebastian: Die Vielfalt! Es gibt so unglaublich viel zu entdecken; die Liebe, der Detailreichtum, die enorme Zeit, die viele in ihre Charakterdarstellung stecken. Ich finde es zum Beispiel einfach beeindruckend, einen Ork oder eine Elbe vor der Kamera zu haben, die aussehen, als wären sie direkt aus Der Herr der Ringe gesprungen. Ich mag einfach das Außergewöhnliche.
ZW: Dokumentierst Du auch Cons oder konzentrierst Du Dich auf Fotoshootings mit Modellen?
Sebastian: Auf einem Con als Spieler und Fotograf zu sein, funktioniert leider nicht gut. Entweder oder, ansonsten macht man beides nur halb, und ich bin kein Freund von halben Sachen. Momentan werde ich eher für Einzelshootings gebucht, wo man der Darstellung entsprechend und individueller die Location und das Shooting gestalten und sich voll auf die Person einlassen kann.
ZW: Wie bist Du auf die Idee gekommen, mit Deinen Larp-Bildern einen Kalender zu gestalten?
Sebastian: Ich dachte, man muss diese Vielfältigkeit festhalten. So viele Darstellungen haben es verdient, gezeigt zu werden. Was liegt da näher als ein Kalender? Es gibt so viele Kalender, also warum nicht einen von Larpern für Larper? Das wollte ich machen, und es hat geklappt!
ZW: Wie nimmst Du den Umgang der Larp-Szene mit ihren Fotografen wahr? Eher respektvoll oder sehr fordernd? Was waren Deine schönsten, schlimmsten oder skurrilsten Erlebnisse mit Live-Rollenspielern?
Sebastian: Ich denke, jeder der weiß, dass gute Bilder nicht einfach durch das Drücken eines Knopfes entstehen, schätzt einen richtigen Fotografen. Knipsen kann jeder, aber wirklich ein Auge für das Motiv, den Ausschnitt, den Hintergrund und die Wirkung des Lichts zu haben, erfordert Übung und Talent. Außerdem ist es zeitintensiv, eine ordentliche Ausrüstung kostet viel Geld und es ist und bleibt ein Handwerk – das sollte man respektieren.
Negative Erfahrungen habe ich bis jetzt kaum gemacht. Manche Leute sind zwar etwas ungeduldig, wenn es um das Warten auf die Bilder geht, aber das liegt im Rahmen.
Ich muss sagen, dass ich mehr Positives erlebe. Wenn mich die Leute etwa von Facebook erkennen, erhalte ich immer positives Feedback. Manche erscheinen sogar regelrecht ehrfürchtig, wobei ich gehört habe, dass das wegen meiner Raubkatzenbilder sein könnte. Ist auch völlig egal, ich bin ein ganz normaler Mensch und als solchen kann man mich ansprechen.
ZW: Stichwort Ausrüstung: Gestochen scharfe Bilder nimmt man vermutlich nicht mit der Handykamera auf. Was hat mehr gekostet, Deine Larp- oder Deine Fotoausrüstung? Und hast Du manchmal Sorge, dass letztere im Eifer des Larp-Gefechts beschädigt werden könnte?
Sebastian: Oh Mann, da muss ich erst mal überlegen … Die Kameraausrüstung hat mehr gekostet, zumindest bis jetzt! Ich habe ein gutes Gefühl, wo ich wann stehen kann, ohne dass meine Kamera überdurchschnittlich gefährdet ist, einen Hieb zu kassieren. Bis jetzt ging alles gut, und ich vertraue darauf, dass es so bleibt.
ZW: Gibt es irgendetwas, ein Motiv, eine Szene, eine Person, das oder die Du unbedingt fotografieren möchtest?
Sebastian: Was Larp betrifft, fand ich die Bilder vom Epic Empires schon immer fantastisch! Ich war dieses Jahr das erste Mal selbst dort. Vorerst jedoch als Spieler, vielleicht nächstes Jahr als Fotograf? Muss man sehen. Außerhalb vom Larp stehen noch ein Breitmaulnashornkalb und ein Schneeleopard in freier Wildbahn auf meiner Wunschliste. Beide sind leider äußerst selten und dementsprechend schwierig zu finden, geschweige denn zu fotografieren. Ich werde es trotzdem versuchen!
Ob Elbe oder Ork, Priesterin oder Bettler, Fuhrmann oder Hofdame – für den Fantasy-Larp-Kalender 2017 hat Sebastian Hilpert zwölf seiner Motive zusammengestellt. Er ist Ende Juli im Zauberfeder Verlag erschienen und kann für 19,90 Euro unter www.zauberfeder-shop.de bestellt werden. Abonnenten der LARPzeit müssen nur 14,90 Euro zahlen.