Literatur

Flash Fiction: Sonderbares – Ein Kaleidoskop der Phantastik

Das neueste Buch von Rafael Bienia, Flash Fiction: Sonderbares, ist eine Sammlung von acht Geschichten, die sich geschickt über die Genres Fantasy und Mystery erstrecken. Wie schon bei der bereits rezensierten "Flash Fiction: Fantasy" zeigt sich Vielseitigkeit auch hier wieder in einem kompakten Format.

Flash Fiction – kurz zur Erklärung – ist dem einen oder anderen Lesenden sicher schon einmal begegnet. "Flash Fiction" meint per Definition extrem kurze Geschichten, die es schaffen, mit wenigen Worten eine intensive Wirkung zu entfalten. So gesehen sind sie eine Form der Short Stories, also Kurzgeschichten, die aber wesentlich kürzer ausfallen können. Ziel ist, die Story, die man erzählen will, so „zeichenarm“ wie möglich zu vermitteln und dabei eine Stimmung zu transportieren.

Generell hat die Auswahl der Flash Fiction Geschichten in der Sammlung eine hohe Themenvielfalt und zeigt eine vielschichtige Palette an Erzählungen, die sich alle mit Nuancen im Bereich Fantasy und Mystery ansiedeln lassen.

Den Geschichten vorangestellt ist zu Beginn des Buchs eine kurze Zusammenfassung, die, neben der zu erwartenden Lesedauer – die ich als schnelle Leserin oft deutlich unterschritten habe, was ich aus purer Neugier bei drei Geschichten nachprüfen musste – auch das zugehörige Genre verrät. Diese Vorabzusammenfassungen, zwar hilfreich und informativ, habe ich vor dem ersten Lesen wissentlich übersprungen, um bei der Kürze der Stories unbefangen ans Lesen herangehen zu können.

Von einer Fantasy-Geschichte über eine Story aus der literarischen Romantik bis hin zu Mystery- und Horror-Erzählungen bringt die Sammlung eine vielfältige Mischung zum Vorschein. Das Buch bietet ebenso reine Fantasy, eine Kombination aus Horror/Fantasy und Fantasy/Romantik. Diese Vielfalt an Genres sorgt für einen dynamischen Wechsel der Stimmungen und Themen, welche jede Geschichte unverwechselbar macht. Um es kurz zu sagen, also ein „wilder Mix“, der ein breites Spektrum an Geschichten erwarten lässt.

Zwischen magischen Welten und düsteren Erzählungen

Da wir es hier mit sehr kurzer Flash Fiction zu tun haben, kann ich natürlich nicht sonderlich ins Detail gehen, was die Geschichten betrifft, möchte aber die zwei Stories kurz anreißen, die mir persönlich am besten gefallen haben:

Podcast der Nekromanten und Vom Meer zerstörte Kirche; erstere ist dem Genre Mystery zuzuordnen, letztere dem des Horrors. Im Podcast der Nekromanten ist ein Podcaster im Mittelpunkt der Geschichte, der fern von seinem heimischen Studio eine Live-Session abhält, während die Grenzen von Fantasie und Realität zu verschwimmen scheinen. Diese Erzählung spielt clever mit modernen Medien und phantastischen Welten. In Vom Meer zerstörte Kirche folgen wir einer Frau auf den Spuren ihres verstorbenen Vaters ans Meer, doch dort findet sie ungewollt tiefe Einblicke in ihre Familiengeschichte. Die düstere Atmosphäre der Geschichte wirkt lange nach und vermischt geschickt reale und übernatürliche Elemente.

Kurz, prägnant, doch kraftvoll in ihrem Ausdruck – obwohl es sich bei den von mir herausgegriffenen Geschichten noch um die längeren der Sammlung handelt.

Fazit

Flash Fiction: Sonderbares hält, was es verspricht – Vielfalt in kompakten, pointierten Geschichten, die den Lesenden sowohl unterhalten als auch herausfordern können. Gerade die kürzesten Beiträge verdienen es, mehrmals gelesen zu werden, um sämtliche Nuancen zu erfassen, die in der Eile des ersten Lesens möglicherweise übersehen werden. Obwohl mir persönlich die längeren Erzählungen etwas mehr zugesagt haben, steht außer Frage, dass jede Geschichte auf ihre Weise funktioniert und unterhalten kann.

Wer eine bunte Mischung an Flash-Fiction-Geschichten sucht, die von phantastisch bis mysteriös reichen und dabei stets einen Hauch des Sonderbaren bewahren, wird von diesem Buch nicht enttäuscht, da Rafael Bienia hier ein weiteres kleines, aber feines Werk von Flash Fictions geschaffen hat.