Zauberwelten: Frischt doch bitte mal unser Gedächtnis auf – wer steckt hinter Elane?
Joran Elane: Hallo Karsten! Ich bin Joran Elane. Ich leihe unserer Musik meine Stimme. Ich spiele auch gern Whistles und Gitarre und übernehme darüber hinaus unter meinem Label Glenvore-Art die kreativen Design-Arbeiten und viele Videoproduktionen für Elane. Skaldir, Nico und ich sind die Komponisten unserer Stücke.
Nico: Neben der Komposition kümmere ich mich im Wesentlichen um die Keyboards, die Programmierung und die Produktion. Klingt erstmal sehr elektronisch, muss es aber gar nicht immer sein, denn auch das orchestrale Arrangieren mag ich sehr gern. Ich kümmere mich außerdem um alles, was mit Kommunikation, Planung und Recht zu tun hat.
Skaldir: Ich bin hauptsächlich für Gitarren, Bass und Percussion zuständig und singe gemeinsam mit Nico die männlichen Vocals. Im Rahmen der Albumproduktion kann es vorkommen, dass ich einige weitere Instrumente einspiele, meistens sind mindestens Keyboards und Drums dabei. In meinem Studio Kalthallen kümmere ich mich um die Sound-Technik hinter Elane-Releases.
Simon: Meine Leidenschaft gilt meinem Instrument, der Violine. Gelegentlich spiele ich auch Bratsche.
ZW: Seit wann gibt es euch? Und was steckt hinter der Gründung? Ist irgendwer von euch morgens aufgewacht und hat beschlossen: „Ich sollte mal eine Band gründen?“
Joran: Skaldir und ich haben 2000 schon ein paar Songs zusammen aufgenommen. Die Intention und der Name Elane kamen mir 2001 auf einer Autofahrt in den Sinn. Als Skaldir und ich uns 2001 trafen, um einige alte Stücke aus meiner Pre-Elane-Ära aufzunehmen, entstand daraus unser erstes Demo Der Nachtwald. Das war die Geburtsstunde der Band. Ein Jahr später kamen dann Katrin, unsere frühere Violinistin, und Nico dazu. Skaldir verließ kurzzeitig die Band. Irgendwann zwischen 2002 und 2003 begannen wir mit den Arbeiten an unserem Debütalbum The Fire of Glenvore, das 2004 herauskam. Da war Skaldir dann glücklicherweise wieder fest mit dabei. Simon war in dem Jahr bereits als Gast an Bord und wurde später festes Mitglied unserer Band.
ZW: Das Thema Fantasy zieht sich durch all eure Alben. Was fasziniert euch daran?
Joran: Ich liebe Fantasy. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es meine Aufgabe im Leben ist, meinen Teil auf einigen Ebenen dazu beizutragen.
Nico: In den 1980ern habe ich es geliebt, mit meinen Freunden auf dem Dachboden Hero Quest oder Das Schwarze Auge zu spielen und habe später dann einige von Sierras Fantasy-Adventures aus der King’s Quest-Reihe durchgespielt. Ich bekomme noch heute wohlige Gänsehaut, wenn ich mich an die Zeit erinnere. Außerdem bin ich mit He-Man, Captain Future, Jan Tenner und Co. großgeworden. Das sind sicherlich keine Fantasy-Marken im klassischen Sinne, aber sie enthalten im Kern das, was ich an Fantasy mag: die Verknüpfung zu anderen Genres. Noch heute finde ich es ansprechend, wenn Fantasy oder Phantastik als Begleiter in andere Genres miteinfließen. Das finde ich auch so toll an Kai Meyers Romanen, mit dem wir musikalisch viele Jahre zusammenarbeiten durften.
ZW: Kommen wir zu eurem aktuellen Album Legends of Andor. Das basiert darauf, dass ihr für das beliebte Brettspiel Die Legenden von Andor vor einiger Zeit atmosphärische Hintergrundsoundtracks entwickelt habt. Seid ihr Fans des Brettspiels?
Joran: Ich war tief beeindruckt von der dichten Atmosphäre und den detailreichen Illustrationen des Spiels. Ich habe es mir gekauft, weil mich das Artwork und Design so begeistert hatten. Mit einem Kennerspiel des Jahres kann man wahrscheinlich auch nicht so viel falsch machen, dachte ich. Es macht wirklich wahnsinnig viel Spaß, die Welt von Andor zu erkunden. Inzwischen gibt es noch zwei weitere Teile und einige Erweiterungen. Man kann tatsächlich richtig gut in der Spielwelt abtauchen und in eine andere Welt eintreten.
Nico: Joran hat mich ebenfalls angesteckt. In diesem Fall ist das aber auch leicht. (lacht) Die Legenden von Andor basiert auf verschiedenen Missionen, Legenden genannt, und wer die erste Tutorial-Legende gespielt hat, weiß, wie schwer es ist, danach aufzuhören. Andor hat eine enorm große Sogwirkung und Langzeitfaszination, optisch, atmosphärisch und auch spielerisch.
ZW: Wie kam es zur Kooperation mit Michael Menzel, dem Autor des Spiels? Ist er auf euch zugekommen? Oder ihr auf ihn?
Joran: Ich wollte den mir damals noch unbekannten Machern hinter dem Spiel meine Bewunderung ausdrücken und habe Kontakt über die Website aufgenommen. Nebenbei habe ich erwähnt, dass meine Band auch sehr Fantasy-affin ist. Und ganz rasch kam da ein sehr herzlicher Kontakt zu Micha zustande.
ZW: Wie kann ich mir eine solche Zusammenarbeit zwischen Spieleautor und Musikern vorstellen? Habt ihr gemeinsam im Aufnahmestudio gesessen oder wie lief das ab?
Nico: Unsere erste Zusammenarbeit mit Michael Menzel hatten wir beim zweiten Teil der Spielereihe – Reise in den Norden. Er hatte eine sehr konkrete Vorstellung davon, welche Stimmung mit einem durchgehenden Langzeit-Musik- und Geräuschetrack entstehen sollte. Um uns in der Kompositionsphase zu unterstützen, schuf er für uns eine Skizze, an welcher Stelle die Stimmungskurve besonders hoch sein sollte, und wo die musikalische Intensität wieder nachlassen musste. Das hat wunderbar funktioniert.
Skaldir: Joran, Nico und ich haben dann zunächst allein komponiert und daraus die ersten Demoklänge im Studio produziert. Micha war gleich begeistert, hatte hier und da ganz konkrete Verbesserungsvorschläge, die wir dann zügig umsetzen konnten.
Joran: Beim zweiten Langzeit-Soundtrack, der als Gimmick der Andor-Bonus-Box beilag, haben wir das wieder genauso gemacht. Da waren wir – Micha und Elane – bereits ein eingespieltes Team. Unser jetziges Legends of Andor-Album war somit die Krönung unserer Zusammenarbeit, wenn man so will. Besonders toll finde ich, dass unser Musikalbum mit Michael Menzels Illustrationen geschmückt sein wird. Man kann sich sehr schnell in diesen wunderschönen Bildern wegträumen.
ZW: Die Andor-Soundtracks sind ja schon eine Weile veröffentlicht, nun habt ihr daraus ein eigenständiges Album erstellt. Habt ihr sie dafür einfach in Einzelstücke aufgeteilt oder worin unterscheidet es sich vom bisherigen Werk?
Nico: Die Longplay-Soundtracks sind stark ineinander verwoben. Genau das machte ihren Reiz aus, sie sind eben exakt auf das Spielerlebnis abgestimmt. Schon bei den Aufnahmen haben wir festgestellt, dass sich die verschiedenen Kapitel des Soundtracks ebenso gut als eigenständige Songs eignen würden. Uns war ja auch klar, dass nicht jeder Elane-Fan Spaß daran haben würde, seine Lieblingsstücke in einem einstündigen Longtrack zu suchen.
Skaldir: Da gab es aber noch eine Herausforderung. Bei einem Soundtrack müssen Gesang, Melodie und Produktion sich eher im Hintergrund halten, um nicht als störend vom Spieler wahrgenommen zu werden. So wollen es das Genre und der Zweck eines Soundtracks. Micha hat großen Wert darauf gelegt, und das war auch genau richtig für unsere bisherigen Andor-Arbeiten. Für ein eigenständiges Elane-Album war uns nun wichtig, dass wir auf Basis der zwei langen Sound-Collagen eigenständige, separat genießbare Musikstücke schaffen, die spürbar mehr Songcharakter haben.
Nico: Wir haben auch viele bislang unveröffentlichte Stücke mit auf das Album genommen, die während des Kreativprozesses entstanden sind.
Joran: Es war erfüllend, diesem wunderbaren Soundtrack eine weitere Form zu verleihen. Dazu haben wir auch ganz neue Gesangsspuren und Instrumente aufgenommen.
ZW: Ist Musik für euch eigentlich ein Vollzeitjob? Oder was macht ihr, wenn ihr keine Songs komponiert, Stücke aufnehmt oder Auftritte absolviert?
Nico: Wenn du nicht gerade Stadien füllst oder ein Leben im Tourbus verbringst, empfiehlt sich definitiv ein Brötchen-Job. (lacht)
Joran: Ich habe mich voll der Kunst verschrieben: Komponieren, Nähen, Grafikdesignen und Gestalten. Unterstützen könnt ihr mich auf Patreon und bekommt dafür exklusive Geschenke und Behind the Scenes-Einblicke, insbesondere in mein Solo-Projekt und meine Kunst.
ZW: Seid ihr nur begeisterte Brettspieler oder könnt ihr auch etwas mit Larp anfangen? Habt ihr vielleicht sogar schon mal selbst mitgespielt?
Joran: Ich habe einmal an einem Larp teilgenommen und empfand vieles als großartig, bin aber eher ein ruhiger Typ, der aus dem Hintergrund beobachtet und spielt.
Nico: Wir haben einmal auf der RingCon gespielt, und da war ich schon sehr baff, wie gut viele Kostüme aussehen. Wie viel Liebe zum Detail die meisten Cosplayer in ihren Look und die Performance legen, ist schon beeindruckend.
ZW: Die Band Elane ist jetzt schon mehr als fünfzehn Jahre im Musikgeschäft. Wenn ihr auf eure gemeinsame Zeit zurückschaut, welche ist Eure liebste Erinnerung?
Joran: Es gab immer wieder besonders emotionale Momente, zum Beispiel auf unseren Touren. Bereichernd ist auf jeden Fall, wie viele wundervolle Menschen man auf dem Weg anzieht und kennenlernt.
Nico: Bei mir sind vor allem die Touren in Erinnerung geblieben und das Erkunden fremder Städte – zwischen Bühnenaufbau und Konzertabend. Wir hatten ja auch einige Auftritte in europäischen Nachbarländern, das war immer sehr eindrucksvoll.
ZW: In all der Zeit gab es sicher nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Habt ihr irgendwann daran gedacht aufzuhören? Falls ja, was hat euch motiviert, doch weiterzumachen?
Joran: Das habe ich. Es ist nicht immer leicht gewesen. Gerade früher gab es emotionale Differenzen, und es lagen oft Gesteinsbrocken auf unserem Weg. Irgendwie haben wir uns immer zusammengerauft, durchgehalten und wurden durch sehr tolle Zeiten und Erfahrungen belohnt. Es ist ein Abenteuer, und hell und dunkel gehören dazu. Man kann lernen, optimal mit allem umzugehen.
ZW: Erfolg im Musikgeschäft fällt nicht vom Himmel. Habt ihr noch ein paar weise Worte für hoffnungsvolle Nachwuchsmusiker?
Joran: Macht einfach euer Ding mit Gelassenheit. Vergleicht euch nicht mit anderen. Versucht, einen Traum zu leben, und der Weg ist das Ziel.
Nico: Bleibt authentisch und verbiegt euch nicht künstlerisch. Das tun schon genug andere, und die sind wahnsinnig unsympathisch. (lacht)
ZW: Wie geht es weiter mit Elane? Welche Pläne habt ihr? Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Nico: Wir möchten gern wieder weniger Zeit zwischen unseren Alben verstreichen lassen. Die Pause zwischen den beiden Arcane-Alben, rund sechs Jahre, war für uns viel zu lang. Wir sprudeln gerade so richtig vor Ideen. Deshalb sind die Songs für das nächste Album – also das, das auf Legends of Andor folgt – schon alle fertig komponiert und als Demos aufgenommen.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir weiterhin Musik abseits von Konventionen produzieren. Wenn wir Lust auf ein Soundtrackalbum haben, dann machen wir das eben. Und danach dann wieder ein rockiges Fantasy-Folk-Album? Warum denn nicht? Alles ist erlaubt! Das ist für mich die Definition von Freiheit.
Joran: Ich wünsche allen Glück, Magie und Zufriedenheit. Musikalisch wünsche ich uns noch einen aufregend schönen Weg und viele gute Überraschungen.
Legends of Andor
Legends of Andor – Original Board Game Soundtrack ist eine Kooperation zwischen Elane und dem Spieleentwickler und Illustrator Michael Menzel. Es ist das sechste Studioalbum der Band und beschreibt Geschichten und Orte der phantastischen Welt von Andor. Die Stücke sind mal verträumt atmosphärisch, mal mittelalterlich-folkloristisch, orchestral-bombastisch oder auch sphärisch-treibend. Das Album erscheint als Download, Stream und CD-Version mit kunstvoll gestaltetem Booklet mit zahlreichen Illustrationen von Michael Menzel, aus dessen Hand ebenfalls das imposante Coverbild stammt.
Das Album erschien am 11. Oktober 2019. Als Teaser und zur Verkürzung der Wartezeit wurden vorab drei Online-Singles als Download und Stream veröffentlicht: The Vigilant Wood, River Narne und Theme from Journey to the North.
Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2019.