Dungeons & Dragons: Fizbans Schatzkammer der Drachen – Ein Drachenhort an Informationen
Dungeons & Dragons (D&D) verbindet seit fünfzig Jahren Drachen mit Abenteuern. Mit der Veröffentlichung von "Fizbans Schatzkammer der Drachen" erweitert Wizards of the Coast sein Universum um eine facettenreiche Quelle, die sich ganz den mythischen Wesen der Drachen widmet. Unter der Leitung von Chefdesigner James Wyatt bietet dieser Band einen tiefen Einblick in die Welt der Drachen, deren Vielfalt und Macht, und dient sowohl als Inspiration als auch als direkte Erweiterung für die 5. Edition von D&D - und darüber hinaus.
Inhalt
Fizbans Schatzkammer der Drachen ist mehr als nur ein Ergänzungsband. Beginnend mit einem Prolog, der die Ursprünge der Drachen in der Welt von D&D beleuchtet, über Charakteroptionen, die Spieler*innen ermöglichen, drakonische Merkmale zu übernehmen, bis hin zu einem umfassenden Bestiarium, das neue Drachenarten und damit verbundene Kreaturen einführt, deckt dieses Buch ein breites Spektrum ab. Jedes Kapitel ist gefüllt mit den humorvollen Kommentaren von Erzmagier Fizban, der als roter Faden durch das Buch führt und sowohl Neulinge als auch alte Hasen anspricht, die wissen, dass Fizban Bahamut selbst ist.
Es folgen Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel:
Prolog
Der Einstieg erfolgt mit dem „Klagelied der Ersten Welt“. Es erzählt von Bahamut und Tiamat, den beiden Urdrachen, die Drachenfamilien in der materiellen Ebene erschufen. Während Bahamut für das Gute steht, repräsentiert Tiamat das Böse, und es ist Bahamuts Bestreben, Tiamats Intrigen zu unterbinden.
Kapitel 1 – Charaktererstellung
Dieses Kapitel widmet sich der Vorstellung drachenblütiger Charaktere, die aus den drei Hauptfamilien der Drachen abstammen. Es werden neue Unterklassen für Mönche und Waldläufer, wie der Weg des Drachenahnen und der Drachlingwächter, eingeführt. Zudem besteht die Möglichkeit, durch optionale drakonische Talente, eine direkte Verbindung zu den Drachen zu etablieren.
Kapitel 2 – Drachenmagie
Sieben frisch entwickelte Zauber, die mit Drachen in Verbindung stehen, sowie neuartige magische Gegenstände, darunter der Flegel von Tiamat, werden hier vorgestellt. Es wird erläutert, wie magische Gegenstände durch die Anwesenheit in Drachenhorten an Macht gewinnen können, und wie drakonische Gaben posthum auf Charaktere übergehen können.
Kapitel 3 – Drachen im Spiel
In diesem Kapitel liegt der Fokus auf der Darstellung von Drachen als individuelle Wesen mit eigenen Zielen, Mächten und Organisationen. Es werden umfassende Anleitungen zu Gefolgschaften, Begegnungen und der Integration von Drachen in Abenteuer und Kampagnen geboten.
Kapitel 4 – Horte und Schätze
Die Eigenheiten und die Vielfalt von Drachenhorten und deren Schätzen werden hier beleuchtet. Es wird beschrieben, wie Drachen, abhängig von ihrem Alter und ihrer Macht, Schätze unterschiedlichster Größe anhäufen, von einfachen Goldmünzen bis hin zu umfangreichen Sammlungen wertvoller magischer Gegenstände.
Kapitel 5 – Drakonomikon
Ein Überblick über 20 verschiedene Drachenarten, einschließlich einiger Neuzugänge wie dem Mondsteindrachen und dem Tiefendrachen, wird hier geboten. Detailreiche Informationen zu Persönlichkeit, Idealen und den mit ihnen verbundenen Abenteuerideen, sowie zu ihren Horten und Schätzen, inklusive Karten, vervollständigen das Kapitel. Ältere Fans erinnern sich an das AD&D II Draconomicon, das in seinen Inhalten ein Vorläufer der Schatzkammer war. Im Gegensatz zum damals von Nigel Findley herausgegebenen Band finden sich in der Schatzkammer keine Abenteuer.
Kapitel 6 – Bestiarium
Das ausführlichste Kapitel listet sämtliche neuen Kreaturen, die im Kontext mit Drachen stehen, mitsamt ihren Spieldaten auf. Neben Edelsteindrachen werden auch Aberrationen, Elementare und Untote behandelt, wobei die Liste der Kreaturen nach Herausforderungsgraden und Typen geordnet ist, was die ludische Komponente von D&D unterstreicht. Das umfangreiche Bestiarium nimmt mit 60 Seiten den größten Teil des Buches ein und unterstreicht die Bedeutung des Bandes als Erweiterung für das Monster Manual. Die letzte Seite, eine Kreaturenliste nach Herausforderungsgrad und Kreaturentyp geordnet, betont zusätzlich den ludischen, taktischen Aspekt von D&D, indem es Spielleiter*innen erleichtert, Herausforderungen passend zur Spielergruppe zu gestalten.
Übersetzung und Sprachliche Gestaltung
Die deutsche Fassung von Fizbans Schatzkammer der Drachen wurde von Ole Johan Christiansen, Thomas Christiansen und Sonja Kroll übertragen. Die Übersetzung präsentiert sich größtenteils flüssig und trägt dazu bei, das Klagelied der ersten Welt eindrucksvoll zum Einstieg zu präsentieren. Besonders beim Rezitieren entfaltet der Text seine volle Wirkung. Einige Fans erinnern sich, dass das Draconomicon (1990) mit einem ähnlichen epischen Text über die Ursprünge der Drachen begonnen hat. Damals hieß er Book of the World aus dem Land Asram, verfasst in der älteren Version der Sprache Thorass. Einen wissenschaftlichen Ton hat auch die Diskussion der Toril’schen Magier über den evolutionären versus den kreationistischen Ursprung der Drachen. Dies ist ein Unterschied zu der Schatzkammer, die von Fizban augenzwinkernd erzählt wird, und damit einen weniger epischen, wissenschaftlich-magischen, denn magisch-humorvollen Ton anschlägt. Dies zeigt sich sowohl in kleinen Kästchen, in denen Fizban die Leserschaft direkt anspricht, aber auch in Easter Eggs, wie sie im Impressum zu finden sind (siehe Bilder unten).
Stellenweise finden sich holprige Übersetzungen, wie auf Seite 7, wo es heißt: "Unterdessen mischt Paladine sich getarnt als alter Magier Fizban im Krynn unters Volk...". Zudem irritieren Flüchtigkeitsfehler wie der inkonsistente Wechsel des Gottesnamens von Paladine zu Paladin. Oder auf Seite 93 im Fizbans Kästchen zu den Feendrachen wird nicht konjugiert: "Du kann ... du will". Insgesamt hat das Lektorat jedoch ordentlich gearbeitet und am Tisch oder in der Spielvorbereitung wird sich kaum jemand stören.
Gestaltung und Haptik
Die physische Aufmachung des Bandes verdient besondere Erwähnung. Die Seiten sind vollfarbig und glänzend gedruckt, nahezu im DIN A4-Format, was die zahlreichen, detaillierten Illustrationen zur Geltung bringt. Beim Aufschlagen ist der Geruch neutral, nicht chemisch wie bei anderen jüngeren Publikationen anderer Verlage. Das klare Layout und das angenehme Gewicht von knapp einem Kilo machen das Buch zu einem verlässlichen Nachschlageband, den man gerne in die Hand nimmt. Der hintere Teil des Umschlags weist eine halbseitige, rauere Textur auf, die in den Händen besonders angenehm zu greifen ist – ein wahrer Handschmeichler.
Neue Drachenarten und deren Integration
Mit Fizbans Schatzkammer der Drachen werden neben der umfassenden Einführung in die Welt der Drachen auch die Edelsteindrachen eingeführt, die durch das Klagelied und ihre Verbindung zu Sardior, dem Erstgeborenen von Bahamut und Tiamat, eine besondere Rolle spielen. Diese neue Drachenfamilie, bestehend aus fünf Arten, sowie weitere drachenartige Monster machen den Band zu einem essenziellen Addendum zum Monster Manual. Ein Besuch im naturkundlichen Museum lohnt sich, um auf Ideen zu kommen: Jaspisdrachen, Spessartitdrachen, Azuritdrachen, etc.
Inhaltliche Tiefe und Rollenspielrelevanz
Der Band bietet eine inhaltliche Tiefe, die über die bloße Vorstellung neuer Kreaturen hinausgeht. Kapitel 1 beleuchtet beispielsweise die vielschichtigen Beziehungen zwischen Helden und Drachen, die über das klassische Drachentöten hinausgehen. Ab Kapitel 3 wird das Buch besonders für Spielleiter*innen interessant, mit Fokus auf der rollenspielerischen Darstellung von Drachen, ihren Gefolgsleuten, und wie Begegnungen, Abenteuer und Kampagnen gestaltet werden können. Spieler*innen, die das Geheimnisvolle schätzen, sollten diese Abschnitte meiden, um sich den Zauber der Entdeckung zu bewahren.
Neben dem offensichtlichen Nutzen für D&D-Spielleiter*innen und Spieler*innen ist Fizbans Schatzkammer der Drachen auch eine wertvolle Inspirationsquelle für Anhängerinnen anderer Fantasy-Rollenspielsysteme. Die tiefgehenden Beschreibungen der Drachenarten, ihre Motivationen und die detaillierten Hintergrundgeschichten können leicht adaptiert werden, um in nahezu jedem Fantasy-Setting Anwendung zu finden. Die neuen Charakteroptionen und Zauber bieten interessante Ansätze für die Charakterentwicklung, während die drakonischen Gaben und magischen Gegenstände jede Kampagne bereichern können. Die umfangreichen Informationen zu Drachenhorten und Schätzen, inklusive der Schatztabellen, sind ein Werkzeug, das Spielleiterinnen nutzen können, um ihre Spielwelten lebendiger und tiefgründiger zu gestalten.
Fazit:
Mit Fizbans Schatzkammer der Drachen setzen Wizards of the Coast die Tradition fort, qualitativ hochwertige und inspirierende Ergänzungen für das D&D-Universum zu schaffen. Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die ihre Rollenspielabenteuer mit durchdachten und ausgeklügelten Drachenbegegnungen bereichern möchten. Obwohl es primär für D&D 5E geschrieben wurde, ist sein Inhalt vielseitig genug, um als Inspiration für eine Vielzahl von Fantasy-Rollenspielsystemen zu dienen. Die einzige Enttäuschung mag das Fehlen von downloadbarem Zusatzmaterial sein, wie die Karten der Drachenhorte oder (N)PC-Charakterblätter. Fizbans Schatzkammer der Drachen ist ein Muss für jede*n Rollenspieler*in, aber auch für alle Fans von ausgeklügelten Drachen-Lores.
Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.
Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de
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