Das Kartenspiel Dominion von Donald X. Vaccarino, veröffentlicht von Rio Grande Games, ist für viele Spielerinnen und Spieler ein fester Begriff. Viele haben in den Jahren seit dem Erscheinen zumindest eine Partie gespielt. Und selbst wenn nicht, ist die Chance groß, dass man Spiele gespielt hat, die sich von Dominions Mechanismen inspirieren ließen. In diesem Artikel stellen wir in Kürze die Geschichte des Spiels, seine Erweiterungen und seine Zukunft vor. Dabei geht es auch um die Fragen, ob Dominion nach all den Jahren noch mit den zahlreichen ähnlichen Kartenspielen mithalten kann. Denn es sind bereits über fünfzehn Jahre vergangen, dass Dominion erschienen ist.
Thematisch startet man als Kleingrundbesitzer in einem fiktiven Mittelalter-Setting, in dem man im Laufe einer Partie zum mächtigen Herrscher aufsteigt. In einer Gruppe von zwei bis vier Personen kämpft man darum, am Spielende die meisten Siegpunkte zu besitzen. Während der Partie erwirbt man Karten, die meist Personen, Gebäude oder Gegenstände zeigen und damit nach und nach das eigene Königreich aufblühen lassen. Entsprechend simpel aber passend ist der Spieltitel Dominion, was auf Deutsch mit Herrschaft übersetzt werden kann.
Spielerisch ist das Wichtigste bei Dominion, dass es ein Deckbuilding-Kartenspiel ist. Jede Person beginnt mit einem Deck voller schwacher Karten. Zusätzlich gibt es in jeder Partie eine Auslage an zehn verschiedenen Stapeln, deren Karten man nach und nach erwerben kann, die Königreichkarten. Bei jedem Zug spielt man von seiner Hand Geldkarten aus, mit denen man neue Karten, darunter Aktions- und bessere Geldkarten erwerben kann. So wird Zug für Zug das eigene Deck verbessert.
Später lohnt sich das Erwerben von Siegpunktkarten. Diese haben zwar meist keine Effekte (wie Aktionskarten) oder Kaufkraft (wie Geldkarten), bringen aber – wie es bereits der Name vermuten lässt – Siegpunkte. Sind alle Siegpunkte der höchsten Kategorie, die Provinzen, gekauft, endet das Spiel sofort. Dann werden die Siegpunkte gezählt und eine Person zum Sieger oder zur Siegerin gekürt. Alternativ ist das Spiel auch dann sofort zu Ende, wenn drei Kartenstapel aufgebraucht sind. Daher sollte man ebenfalls ein Auge auf den verbleibenden Vorrat an Karten haben, um nicht vom plötzlichen Spielende überrascht zu werden.
Dominion war 2008 zum Zeitpunkt seines Erscheinens nicht das erste Deckbuilding-Spiel, wohl aber das erste wirklich erfolgreiche Spiel seiner Art. Donald X. Vaccarinos Spiele-Hit wurde nicht nur 2009 mit dem renommierten Spiel des Jahres-Preis ausgezeichnet, sondern hat auch die Entwicklung zukünftiger Brettspiele maßgeblich beeinflusst. Zudem wurde es in ganze achtzehn Sprachen übersetzt und konnte eine ebenso internationale Fangemeinde aufbauen.
Neue Strategien für unendliche Möglichkeiten
Einer der Gründe für Dominions langfristigen Erfolg ist der enorme Wiederspielwert. Jede Partie kann durch die Auswahl unterschiedlicher Kartenkombinationen variieren, was das Spiel immer wieder frisch und spannend macht. Schon das Grundspiel von Dominion enthält 25 verschiedene Königreichkarten. Von diesen 25 kann man in jedem Spiel nur mit zehn Karten spielen. So kommt man bereits mit dem Grundspiel auf Millionen von möglichen Königreichkarten-Kombinationen. Trotz dieser vielen Möglichkeiten hat man nach einigen Partien mit dem Grundspiel einen Großteil der Karten gesehen. Hier kommen die zahlreichen Erweiterungen zum Tragen, die mit neuen Karten und oft mit neuen Eigenschaften frischen Wind ins Geschehen bringen. Mittlerweile sind sechzehn Erweiterungen erschienen, jede mit einem eigenen Thema und neuen Spielelementen. Angefangen haben die Erweiterungen mit Die Intrige im Jahr 2009. Diese Erweiterung führte neue kombinierte Karten ein, die zwei Kartentypen gleichzeitig besitzen können. So gibt es Karten, die sowohl eine Siegpunktkarte als auch eine Aktionskarte sind.
Kurz darauf folgten Seaside (ebenfalls 2009) und Die Alchemisten (2010), beide integrierten den Kartentyp Dauer und Trank-Karten. Eine ausführliche Erklärung aller Erweiterungen würde den Rahmen sprengen, aber ein paar Highlights sollen hier erwähnt werden. Dark Ages (2012) führte dank den Unterschlupf-Karten sogar Variation beim Startdeck aller Spielerinnen und Spieler ein. Später erschienen horizontale Karten, wie beispielsweise die Ereignisse, aus Abenteuer (2015), oder Projekte aus Renaissance (2018), die das Spielgeschehen zusätzlich zu den zehn Königreich-Karten beeinflussen. Zudem werden nach und nach die älteren Spiele der Dominion-Familie einer zweiten Edition unterzogen, bei der Karten, die im Nachhinein als schwach erschienen oder keinen Spaß gemacht haben, durch neue Karten ersetzt werden.
Offline und Online ein Klassiker
Auch die neuesten Erweiterungen setzen das bekannte Muster fort. Mit der mittlerweile 16. Erweiterung Rising Sun, die in Deutschland zur SPIEL Essen 2024 veröffentlicht wird, zieht auch ein Hauch des feudalen Japans ins Spiel ein. Karten wie der Ninja, der überraschend aus dem Deck hervorspringen kann, und Prophezeiungen, die den Verlauf der Partie maßgeblich beeinflussen, sorgen für neue taktische Möglichkeiten. Zudem kehren beliebte Mechaniken wie Schulden und Ereignisse zurück.
Natürlich ist die Zeit auch an Dominion nicht vorbeigegangen. Mittlerweile findet man das Spiel nicht nur online, sondern auch in App-Stores und auf Steam. Eine tägliche Challenge (mit zufälliger Auslage), eine rege Community auf Discord sowie Online Turnier-Ligen, sorgen dafür, dass Dominion nicht von der Bildfläche verschwindet. Ein weiterer Grund für den bleibenden Erfolg von Dominion ist sein einfacher Einstieg in die Welt der anspruchsvolleren Kartenspiele. Die Grundregeln sind leicht verständlich, doch die strategische Tiefe bietet auch für erfahrene Spielerinnen und Spieler immer neue Herausforderungen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dominion zu Recht als ein Klassiker unter den modernen Spielen gilt. Durch die vielen Erweiterungen wird das Grundspiel stets durch neue Facetten aufgewertet. Das bereitet insbesondere deshalb große Freude, da sich so jede und jeder seine passende thematische Erweiterung aussuchen kann. Man darf gespannt sein, wohin es die Dominion-Welt nach dem nun folgenden Ausflug in das feudale Japan verschlagen wird.

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Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2024. Mit dem Code ZW2409_100! könnt ihr euch diese Ausgabe kostenlos als PDF downloaden.
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Dieser Artikel ist erschienen bei:
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