Seit mehr als 100 Jahren steht Disney für Freude und Magie. Die meisten haben wohl den ein oder anderen Disney-Film geschaut, vor Allem die Filme der Disney-Meisterwerke-Reihe. Bekannt sind viele der Prinzessinnen-Filme, wie Arielle, die Meerjungfrau oder Frozen und die etlichen Abenteuer voller sprechender Tiere wie bei König der Löwen oder Das Dschungelbuch.
In den Disney-Filmen gewinnt fast immer die gute Seite. Die Liebe gewinnt, böse Pläne werden rechtzeitig vereitelt und die Antagonist*innen erhalten ihre gerechte Strafe. Aber, wie bei so vielen Geschichten sind es gerade diese finsteren Bösewichte, die für Spannung sorgen. Was wäre, wenn man selbst diese fiesen Widersacher spielen könnte? Könnte dann das Böse (endlich) triumphieren?
Eine Einführung ins Böse
Bereits 2018 erschien bei Ravensburger das erste Grundspiel zu Disney Villainous - Disney Villainous: Böse Miene zum guten Spiel!. Das kompetitive Brettspiel für 2-6 Personen war erfolgreich und durfte sich über zahlreiche Erweiterungen freuen. Diese etlichen Standalone-Erweiterungen, sind sowohl eigenständig spielbar, als auch mit beliebigen anderen Disney Villainous Spielen nach dem “Mix-and-Match”-Prinzip kombinierbar. Des Weiteren gibt es separate Ableger zu Star Wars und Marvel, welche mittlerweile ebenfalls Teil der Marke Disney sind.
Passend zur SPIEL 2024 erscheint eine Neuauflage des allerersten Disney Villainous-Spiels.
Werfen wir einen Blick in die Welt der Disney-Bösewichte!
Ein Highlight - die schöne Figuren
Ein Überblick über die Regeln
Jeder und jede verkörpert einen berühmten Disney-Bösewicht, welcher durch ein individuelles, finsteres Ziel den Sieg erreichen kann. Zur Auswahl stehen vier ikonische Charaktere: Ursula (aus Arielle, die Meerjungfrau), Käpt’n Hook (aus Peter Pan), Malefiz (aus Dornröschen) und Prinz John (aus Robin Hood). Im Spiel wird an einigen Stellen, wie bereits in der Spielanleitung erwähnt, "zum Zweck der besseren Lesbarkeit die Sprachform des generischen Maskulinums verwendet”, beispielsweise bei den Bösewicht-Spielfiguren oder den Spielertafeln (daran sollte man sich also auch in dieser Rezension nicht stören).
Jede Person hat eine Spielertafel, 30 Bösewicht-Karten, 15 Schicksal-Karten, sowie ein Bösewicht-Handbuch und eine Bösewicht-Figur. Zum Spielbeginn ziehen alle Bösewichte vier Handkarten und erhalten zwei Machtchips. Danach wird bestimmt, wer anfängt. Ist man am Zug, bewegt man die eigene Figur auf eines der vier Felder der Spielertafel und aktiviert die dortigen Effekte. Der häufigste ist “Eine Karte ausspielen”, bei der man die Kosten einer Handkarte mit Machtchips bezahlt und sie dann offen ausspielt. Oft sind diese Karten Handlanger oder Gegenstände, die dann unterhalb eines beliebigen eigenen Ortes platziert werden. Dadurch erhält man in späteren Zügen Vorteile oder kann Helden besiegen. Apropos Helden: Mit der Aktion “Schicksal” kann man sich einen anderen Bösewicht aussuchen, dessen finstere Pläne man durchkreuzen möchtet. Dafür zieht man die obersten beiden Karten und wählt, beziehungsweise spielt eine davon aus. Durch diese Aktion kommen oft die berühmten Held*innen der Disney-Filme ins Spiel, welche dem betroffenen Bösewicht das Leben schwer machen.
Weitere häufige Aktionen sind “Machtchips erhalten”, wo man die aufgedruckte Anzahl an Machtchips erhält. Zudem kann man “Gegenstände oder Handlanger” bzw. “Helden” zu benachbarten Orten bewegen. Am Ende eines Zuges zieht man wieder auf vier Handkarten auf. Welchem Disney-Bösewicht gelingt es, das eigene Ziel vor allen anderen zu erreichen und zum gefürchtetsten Bösewicht der Disney Welt aufzusteigen?
Spielschachtel & Inhalt
Was ist anders?
Die neue Version von Disney Villainous hat kleinere Anpassungen erfahren, die das Spiel noch zugänglicher machen. So sind die ehemals blockierten Felder bereits zu Spielbeginn erreichbar, was den Spielfluss erleichtert und mehr Flexibilität eröffnet. Eine weitere sinnvolle Änderung ist, dass alle Personen mit Machtchips starten. Dadurch können die Spielenden bereits im ersten Zug Karten ausspielen, was das Spiel etwas beschleunigt.
Für einen schnellen Einstieg, auch für Personen, die nicht gerne lesen, gibt es sowohl auf den vier Bösewichte-Handbüchern, als auch den allgemeinen Spielregeln einen QR-Code. Durch das Scannen dieses QR-Codes kommt man zu Erklärvideos, welche die allgemeinen Regeln, bzw. die Spieletipps zum jeweiligen Bösewicht liefern. Der Inhalt der Videos ist (zwar nicht wortwörtlich) identisch mit dem der Regeln und Handbücher, hat aber den Vorteil, dass man es nicht selbst lesen muss und es zudem durch ein Video veranschaulicht bekommt.
Welcher dieser Bösewichte wäre eure Wahl?
Zum Spielablauf
Auch wenn es vom tatsächlichen Spiel kaum Gemeinsamkeiten hat, entsteht ein Spielablauf, der dem vom bekannten satirischen Kartenspiel Munchkin ähnelt. Da das Spiel sofort zu Ende ist, wenn eine Person die eigene Siegbedingung erfüllt hat, müssen alle Mitspielenden alles in ihrer Macht tun, um dies zu verhindern. Das sorgt dafür, dass oft nicht die beste Person gewinnt, sondern eine andere, die daraus profitieren kann, dass bereits viele Ressourcen aufgebracht wurden, um die Mitspielenden am Sieg zu blockieren.
Disney Villainous bietet in größerer Gruppe eine lange Spieldauer (ca. 20 Minuten pro Person), die häufig nicht im Verhältnis zum tatsächlichen Spielspaß steht. Daher ist es besonders empfehlenswert, das Spiel als Duellspiel zu zweit zu spielen. In diesem Format kann jeder Spieler schneller alle Charaktere einmal ausprobieren und deren Stärken und Schwächen kennenlernen. Zudem entfällt die Gruppendynamik, was zu einem direkten und spannenden Duell führt, das die strategischen Elemente des Spiels noch intensiver zur Geltung bringt.
Eine laufende Partie mit drei Bösewichten
Eine gelungene spielerische Wiedergabe der Filmhandlungen
Disney Villainous spiegelt die Inhalte der Filme auf überzeugende Weise wider. Betrachten wir beispielsweise Peter Pans Widersacher Käpt’n Hook: Sein Hauptmotiv im Disney-Film von 1953 ist die Rache an Peter Pan, da dieser in einem früheren Kampf seine Hand an ein Krokodil verfüttert hat. Daher trägt er seitdem einen Haken anstelle einer Hand und ist als Hook (Haken) bekannt. Im Spiel ist Hooks Ziel passend gestaltet: Er muss Peter Pan auf der Jolly Roger, seinem Piratenschiff, besiegen. Die Karten (im Folgenden in Anführungszeichen) von Käpt’n Hook inkludieren seine wichtigsten Verbündeten, Widersacher und Charaktereigenschaften. Sein möglicher Sieg über Peter Pan ist - wie im Film - jedoch nur schrittweise möglich. Zunächst muss Hook den lästigen “Peter Pan” finden. Dafür kann er entweder eine „Karte vom Nimmerland“ nutzen oder darauf hoffen, dass Peter Pan sich als „Würdiger Gegner“ erweist und dadurch aufgedeckt wird. Peter Pan und seine Freunde, wie “Wendy” oder die “Verwunschenen Kinder” nerven mit “Spott” und verursachen Hook “Rasende Kopfschmerzen”. Können die Hooks “Freibeuter”, “Kanonen” und “Gerissenheit” letztlich Peter Pan, den ewigen Jungen besiegen?
So spielt jede Person die Handlung des eigenen Disney-Films nach, mit dem feinen Unterschied, dass bei einem Bösewicht der Plan gelingen wird und sie - im Gegensatz zu den Filmen - siegreich hervorgehen.
"Erwachsen werden ist so eine barbarische Angelegenheit... voller Unannehmlichkeiten."
Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.