Im Bereich graphische Kunst hat bereits ein „Künstler“ mit einem AI-erzeugten Bild den ersten Platz eines Kunst-Wettbewerbs erreicht. Natürlich ohne vorher zu erwähnen, dass nicht mal ein Pinsel in den kreativen Schaffensprozess involviert war, sondern höchstens eine Tastatur. Auch die Artikel lassen auf den ersten Blick keine Wünsche offen. Sie sind ausführlich, haben einen ordentlichen Ausdruck und anständige Grammatik. Selbst das Thema wird detailliert behandelt.
Arbeitsersparnis vs. Faktencheck
Trotzdem … die effiziente Arbeitsersparnis hat ihre Nachteile. Nicht zuletzt, weil im generierten Artikel kein Faktencheck involviert ist und keine redaktionellen Richtlinien eingehalten werden. Im Bereich des Journalismus also eher schwierig. Sachlichkeit und Objektivität mögen – der Sache geschuldet – durchaus vorhanden sein. Aber werden die Inhalte auf Richtigkeit geprüft? Sind mehrere Perspektiven beleuchtet worden und die Argumente zwischen schwarz und weiß angesiedelt, sodass sich Lesende eine differenzierte Meinung bilden können? Kann ein Automat das überhaupt leisten?
Gut: Wenn der Faktencheck das Problem ist und journalistische Regeln nicht eingehalten werden können, könnte man AI doch super für fiktive Werke einsetzen, oder? Aber auch hier sehe ich Schwierigkeiten. Besonders, was die Masse an produzierten Werken angeht, die den Markt überfluten wie eine Content-Lawine. Nehmen wir damit menschlichen Autor*innen den Raum in der Buchhandlung, um sich und ihre menschlich erzeugten Texte zu präsentieren? Oder könnten Romane aus menschlich geführter Feder plötzlich einen Exklusivitäts-Status bekommen? Letzteres wage ich leider anzuzweifeln, wenn man sich die Entwicklung des wirtschaftlichen Verhaltens unserer Mitmenschen anschaut. Schon im journalistischen Bereich echauffieren sich viele darüber, für redaktionelle Arbeit Geld bezahlen zu müssen. Die Kostenlos-Kultur intensiviert sich besonders im Content-Bereich. Verlagshäuser – ob in der journalistischen Berichterstattung oder im literarischen Bereich – haben bereits jetzt mit den gestiegenen Kosten zu kämpfen. Gedruckte Bücher sind teuer, aber den Preis anheben kann man auch nicht so einfach, da sonst die Nachfrage sinkt. Schließlich macht die Inflation auch vor den Lesenden nicht Halt. Wo also einsparen? Die Antwort liegt nahe: An Illustrator*innen, deren Beauftragung komplexer, aufwändiger und teurer ist, als mal kurz eine AI zu bemühen, die in Sekundenschnelle das perfekte Ergebnis liefert. Im Bereich der Textgestaltung könnte ich ja fast noch Vorteile finden, da hier einzelne Absätze als Impulse von Autor*innen genutzt werden können, um eine eigene Interpretation zu intensivieren oder sich einen Vorschlag machen zu lassen, den man dann in Kleinstarbeit auf die eigene Schreibweise anpasst. Von komplett maschinell geschriebenen Werken will ich hier lieber gar nicht anfangen.
Kunst kennt keine Fakten?
Im Bereich der Kunst – zugegeben, als nebenberufliche Künstlerin bin ich befangen – sind es gleich mehrere Probleme, die auf den näheren Blick zu erkennen sind. Die KI bzw. AI muss ja erstmal lernen, was sie produzieren soll – in der Kunst also das Komponieren und Schaffen von Bildern mit harmonischen oder komplementären Farben, Motiven und Eindrücken. Gewaltige Datenmengen sind notwendig, um ein qualitatives Ergebnis zu erreichen. Und wo findet man diese Daten? Frei verfügbar im Internet, natürlich. Allerdings werden dadurch auch millionenfach Urheberrechte verletzt. Menschen, die ein halbes Leben lang üben mussten, um sich die notwendigen Skills zum Malen und Zeichnen anzutrainieren, dienen nun als unfreiwillige Datenlieferanten, deren Profession mit dem Angebot eines sekundenschnellen Kunstwerkes einfach abgeschafft wird. Illustrator*innen, die liebevolle Kinderbücher mit wertvollen Bildern anreichern, werden in einem Wimpernschlag arbeitslos. Ersetzt durch eine KI, die mit der jahrelangen Entwicklung dieser Künstler*innen gefüttert wurde.
Menschsein für die Menschlichkeit
Ein weiteres Problem, dass ich bei beiden Medien sehe, ist die Ent-Personifizierung der „schönen Künste“, die schlussendlich eine wichtige Funktion für uns als Menschen haben. Nicht nur im Gebiet des Wohlbefindens, sondern eben auch im Bereich der Gesundheit. Bilder und Texte haben oftmals mehr als einen Informations- und Bildungsauftrag: Sie berühren uns. Auf emotionaler, aber auch auf psychischer Ebene. Es gibt bereits zahlreiche Studien über die Wechselwirkung von Sprache auf den Menschen, ihre Sozialisierung und ihre geistige Ausrichtung. Ebenso fließen die soziologischen Komponenten der Gesellschaft in die Sprache ein, als Ausdruck einer Empfindungsrichtung. Das ist nichts Neues; bereits die antiken Philosophen beschäftigten sich mit dieser gegenseitigen Beeinflussung. Wenn es allerdings um das Kreieren von Texten und Bildern durch KI und AI geht, bekommt diese Wechselwirkung eine neue Komponente: Die Beeinflussung durch maschinelles Vorgehen.
Die Beleuchtung ethischer Komponenten lasse ich mal außen vor, denn hier kann man sicher einen eigenen Artikel verfassen. Der muss dann auch die KI von Google einbeziehen, die sich bereits anwaltlich beraten lässt, um ihre Interessen ordentlich vertreten zu sehen.
Alles nur Gedanken einer angealterten Skeptikerin?
Natürlich könnte es sich bei all diesen Gedanken um völlig übertriebene Sorgen handeln, schließlich haben andere ähnliche Bedenken bei der Erfindung der Computer oder der Einführung des Internets für die Bevölkerung geäußert, die am Ende aber nicht in massenhafter Ent-Menschlichung geendet sind, sondern eine fortschrittliche Zeit von Technologieentwicklung und Globalisierung einläutete.
Dennoch, Bedenken sind ein regulierendes Moment, dass den Fortschritt auf den Prüfstand stellt und seine Vor- und Nachteile beleuchtet.
Wie seht Ihr das? Wird uns AI im Bereich der Content Creation einen deutlichen Fortschritt versprechen, oder werden wir eines Teils unseres Menschseins beraubt?