Wenn man die Besucheranzahl und die Ticketpreise einmal außer Acht lässt, dann hat sich die CCXP Cologne vom 27.6–30.6. 2019 außergewöhnlich pompös präsentiert und das Angebot konnte sich sehen lassen. Die Organisation vor Ort war hervorragend, ebenso die Freundlichkeit des Personals. Das Debüt der CCXP Cologne könnte man also theoretisch als gelungen betrachten … Doch die Pläne sahen im November letzten Jahres noch ganz anders aus. Ursprünglich sollte die Community der ehemaligen Role Play Convention (zumindest zum Teil) mitgenommen werden, dazu waren 70.000 Besucher geplant, denn man wollte Europas größte Comic Con werden …
Ein kurzer Rückblick: Nach der Role Play Convention 2018 hatten sich der Veranstalter und die KoelnMesse mit Informationen für die Zukunft der RPC lange bedeckt gehalten. Die RPC hatte sich seit 2007 stets verbessert und mit dem bestehenden Team das Möglichste organisiert. Die Convention 2018 verlief recht gut und die Community wollte rasch mit der Vorbereitung für 2019 beginnen. Doch es gab kaum bis keine Rückmeldungen, bis endlich auf eine Pressekonferenz im November verwiesen wurde.
Die Sorge war groß, denn aufgrund der ersten Pressemitteilung wurde schnell gemutmaßt, dass die RPC eingestampft werde. Auf der Pressekonferenz gab es aber zum Glück eine Entwarnung und das neue Konzept von Pierre Mantovani, Gründer von Omelete und Veranstalter der seit 2014 erfolgreichen CCXP São Paulo, wurde vorgestellt. Globale Medienunternehmen wie Warner, HBO und Universal würden große Themen und Stars nach Köln bringen, die KoelnMesse könnte die notwendigen Ressourcen für die Organisation zur Verfügung stellen und hinter der RPC stand eine riesengroße Community. Eine solche Kombination wäre erstmalig gewesen und hätte die CCXP Cologne wohl aus dem Stand zur größten europäischen Comic Con gemacht.
Doch leider geschah dann erstmal nichts weiter. Die geringe oder nicht stattfindende Kommunikation sorgte dafür, dass die Community ihre eigenen Schlüsse gezogen hat. Dies führte zum Teil zur Ablehnung (#NotMyRPC), zur Resignation oder zur Suche nach neuen Veranstaltungen (z. B. zur Weltenwerker oder zur Comic Con Germany).
Als die Koelnmesse dann endlich erste Informationen veröffentlichte, kristallisierte sich schnell heraus, dass es eine dritte Comic Con werden würde. Es kam zu ersten Pannen in der Kommunikation mit Usern auf Facebook und zu fehlerhaften Infos zu konzeptionellen Punkten gegenüber Influencern und Ausstellenden. Alles Dinge, die nicht hätten passieren dürfen.
Die Monate bis zur CCXP Cologne hat sich die Koelnmesse stark bemüht, ausreichend Attraktionen und Ausstellende zu gewinnen. Doch leider nur mit mäßigem Erfolg, wenn man sich die Größe des Mittelaltermarktes und die Anzahl der Ausstellenden ansieht.
Hinter den Erwartungen
Der Donnerstag fing erwartbar schwach an, denn die Panels im Theater und die Ultra Stage starteten erst am späten Nachmittag. Die Koelnmesse entschloss sich zu einer kurzfristigen Aktion und lud alle Schüler und Studenten zu einem kostenfreien Messetag (Donnerstag oder Freitag) ein. Am Freitag und Samstag wurde es auch voller, doch dies reichte nicht für zufriedene Gesichter bei den Ausstellenden, die vom Verkauf abhängig sind. Selbst Ausstellende, die im Rahmen einer Ausschreibung einen kostenfreien Stand erhalten hatten, waren unzufrieden.
Spricht man mit den Besuchern, dann waren sie nicht über das Angebot an sich enttäuscht, sondern über die Menge des Angebot im Verhältnis zu den Ticketpreisen. Einige Besucher hatten sich im Vorfeld ein 4-Tages-Ticket gekauft und hatten nach kaum drei Stunden alles angeschaut. Selbst das Theater, die Ultra Stage und das Lesecafé konnten die Lücke nicht befriedigend schließen.
Die Attraktionen
Doch natürlich hatte die CCXP auch viel Gutes zu bieten: Die Koelnmesse lobt die Installationen von Universal Pictures zu Pets 2, Good Boys und natürlich Fast & Furious: Hobbs & Shaw mit zwei Originalfahrzeugen aus dem Film. Die Fans der Batman-Filme konnten sich gleich über drei Originalfahrzeuge freuen und auch die Potter-Fans hatten aus geschützter Entfernung die Möglichkeit, sich Seidenschnabel vor der Hütte von Hagrid anzuschauen. Leider gab es jedoch kaum Ausstellungsstücke, mit denen die Besucher interagieren konnten. Der X-Wing Fighter (Z-Montagen) konnte mit einer VR-Brille geflogen werden. Für begeisterte Fast & Furious-Fans war es wohl ein Traum, den finalen Trailer als Weltpremiere von beiden Weltstars Jason Statham und Idris Elba vorgestellt zu bekommen.
Die Besucher hatten viele Möglichkeiten, Fotos und Videos zu machen. Es gab Kulissen und Fotoboxen, gewandete Besucher, Stars, Cosplayer und Cosplayerinnen, Walking Acts, Fangruppen und Requisiten. Im Glasstudio der CCXP führten die Redakteure von moviepilot und filmstarts täglich fünf Stunden exklusive Interviews mit Stargästen.
Im Thunder Theater gab es Panels mit den Stargästen oder Trailer und Filmvorstellungen. Auf der kleineren Ultra Stage wurden Stars vorgestellt, es gab Diskussionen, Vorträge, Workshops oder es wurde einfach nur gespielt. Für die Literatur-Interessierten gab es ein Lesecafé, in dem Autorinnen und Autoren über die gesamte Messezeit für Fragen und Autogramme zur Verfügung standen.
Für Cosplay-Begeisterte gab es das größte Angebot an Ausstellenden und die Cosplay Championship. Die Artists’ Alley war zwar nicht so lang wie auf der RPC, aber dennoch gab es dort einige gute Zeichner und Künstlerinnen aus der Cosplay-Szene.
Zu erwähnen ist noch der Kindergarten. Schön eingerichtet bot er Platz für maximal 30 Kinder zwischen 3 und 12 Jahren und machte die CCXP damit zu einer Veranstaltung für die gesamte Familie.
Zu kaufen gab es im Grunde überwiegend nur Merchandise, das umfangreiche Angebot der RPC hat es nicht in das neuen Konzept geschafft. Sehr schade, wie viele Besuchende bemängelten. Gab es auf der RPC doch zahlreiche Stände zu Rollenspiel, Tabletop, Cosplay, Literatur, Larp und Kunst, das Ganze abgerundet mit einem großen Mittelaltermarkt und einer Musikbühne. Dazu ein umfangreiches Mit-Mach-Angebot für kleine und große Besucher.
Wunsch und Wirklichkeit
In der Pressemitteilung vom 1. Juli 2019 berichtet die Koelnmesse von rund 40.000 Teilnehmern. Wir haben bei der Koelnmesse angefragt, wie sich diese Zahl definiert, denn 40.000 Besucher können es nicht gewesen sein. Nach den Aussagen von Besuchern, Ausstellenden und den eigenen und subjektiven Eindrücken vor Ort sind es weitaus weniger Menschen gewesen. Da wir bisher keine Antwort erhalten haben,ist dies unsere Mutmaßung: Unter den Begriff Teilnehmer fallen auch Aussteller, Gäste und gebuchte Acts. Wenn diese möglicherweise für jeden Tag gezählt wurden, kann deren Anzahl vervierfacht werden. Dasselbe gilt für Besucher und Besucherinnen mit einem 4-Tage-Ticket: Wer an allen 4 Tagen auf der Messe war, wurde als vier Teilnehmer gezählt. Wenn wir die verschenkten Tickets für Gewinnspiele und den Schüler-/Studenten-Rabatt einrechnen, dann dürfte die reale Besucher-Zahl weit unter der offiziellen Zahl liegen. Im Vergleich hatte die Comic Comic in Stuttgart an diesem Wochenende reale 35.000 Besucher. Wenn man die Pressefotos der beiden Conventions vergleicht, sieht man die Unterschiede.
Die Koelnmesse hat mit dem brasilianischen Lizenzgeber Omelete einen längerfristigen Vertrag, somit geht die CCXP COLOGNE vom 25.–28. Juni 2020 in die zweite Runde.
Fotos: Nabil Hanano, Tara Moritzen
Fazit:
Fazit
Das Angebot der CCXP war vielfältig, jedoch kleiner als erwartet. Die Koelnmesse hat das Potenzial seiner Konzeptidee nicht umsetzen können. Woran dies gelegen hat, lässt sich nur spekulieren. Jedenfalls wurde nicht auf die Berater/Community gehört, was der CCXP Cologne einen katastrophalen Start beschert hat. Das Ziel, die größte Comic Con in Europa zu werden, ist sicherlich dennoch in den nächsten Jahren erreichbar, schließlich stehen der Koelnmesse große Ressourcen zur Verfügung. Und vielleicht kann die verbrannte Erde zwischen Messe und Community wieder neu bepflanzt werden. Wir bleiben gespannt.
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Zauberwelten-Online.de