Seit 1920 schrieb J.R.R. Tolkien in der Rolle des Weihnachtsmanns Briefe an seine drei Kinder. Bis 1943 antwortete er als Weihnachtsmann auf deren Post. Neben Fragen zu Wünschen, erzählt der Weihnachtsmann über sein Leben am Nordpol. Zunächst scheint der Nikolaus alleine, aber mit der Zeit bekommt er Besuch und Hilfe.
Der tollpatschige Polarbär und seine Neffen bringen den Alltag durcheinander. Man muss lachen, wenn der Weihnachtsmann den 20.000 abgebrannten Wunderkerzen nachweint. Mit der Zeit erweitert sich der Schriftwechsel zwischen dem Weihnachtsmann und den Kindern um den Bären, der Kommentare an den Briefrand schreibt.
Einmal, als der Weihnachtsmann sich über die Neffen beschwert, schreibt der Polarbär entrüstet „Das ist nicht fair!“ Diese Korrespondenz entwickelt einen besonderen Charme zwischen Kindern, erfundenen Figuren und einem begnadeten Erzähler.
Kleine Kunstwerke für die Kinder
Die Briefe vom Weihnachtsmann weisen eine zittrige Handschrift auf, schließlich ist es am Nordpol kalt. Zusätzlich illustrierte Tolkien seine Post. Farbige Bilder und Zeichnungen zeigen die zahlreichen Charakteren, darunter Polarbären und Goblins, aber auch Ornamente und schmückende Anfangsbuchstaben, sogenannte Initialen. Auch entwarf Tolkien ein Goblin-Alphabet, eine Ergänzung zu den Schriftsystemen aus seinen bekannten Erzählungen. Insgesamt machen die farbigen Bilder und Skizzen jeden Brief zum Kleinod.
Die vorliegende Ausgabe enthält alle Bilder und Zeichnungen sowie einen großen Teil der Briefe. Neben dem Abdruck des englischen Originals finden sich alle Korrespondenzen in der deutschen Übersetzung. Der Druck und das Papier sind hochwertig und die Briefe vom Weihnachtsmann fühlen sich beim Blättern an wie ein kleiner Kunstkatalog. So bewundert man die bunte Weihnachtspost, freut sich über die Geschichten und manch einer mag zu einer ähnlichen Tradition angeregt werden.
Dabei ist die Weihnachtspost unterschiedlichen Umfangs. Einige Briefe scheinen hastig geschrieben worden zu sein. „Ich habe nur Zeit für einen kurzen Brief, der Schlitten wartet“, schreibt der Weihnachtsmann im Jahr 1924. Ähnlich kurze Briefe wechseln die längeren Erzählungen ab, in denen der Weihnachtsmann mit dem Alltag vor Weihnachten fertig werden muss. Besonders spannend werden die Überfälle der Goblins geschildert. Der Umfang der Briefe spiegelt damit das Familienleben der Tolkiens wider, das manchmal mehr manchmal weniger Zeit erlaubte.
Fazit
Briefe vom Weihnachtsmann entstammen der gleichen Quelle wie die Klassiker Der Hobbit und Der Herr der Ringe. Tolkien schrieb, um seine Kinder zu unterhalten. Die Geschichten um den Weihnachtsmann und seine Freunde, die Korrespondenz zwischen den Figuren und den Kindern sowie die liebevollen Illustrationen machen die Briefe vom Weihnachtsmann zu einer schönen Lektüre. Die vorliegende Übersetzung wird dem Originalmaterial gerecht, denn der Druck ist hochwertig.
Mit den Briefen vom Weihnachtsmann könnten auch Menschen Zugang zu Tolkien finden, die vielleicht kein Interesse an Fantasy-Literatur haben. Ein weiterer Grund das Buch zu verschenken, vielleicht an Familienmitglieder oder Freunde, die sich nicht für Phantastik interessieren, aber Kinder haben.
Briefe vom Weihnachtsmann
J.R.R. Tolkien (Übers.: Anja Hegemann und Hannes Riffel)
(Klett-Cotta Hobbit Presse, 2016)
192 Seiten, Paperback
ISBN: 978-3-608-96036-5
Webseite: Briefe vom Weihnachtsmann
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de