Die Aradeken besitzen zwar eine Flotte, bleiben aber in Küstennähe, denn das weite, tiefe Meer strotzt ihrer Vorstellung nach nur so vor riesigen Kreaturen, für die ein Räuber wie der weiße Hai nur ein kleiner Snack ist. Ganz anders das Volk der Schilves, die eines Tages von jenseits des Ozeans auftauchen, um der Stadt Arades einen scheinbar friedlichen Besuch abzustatten.
Der Staatsbesuch im Fürstenpalast eskaliert jedoch und fordert nicht nur grausames Blutvergießen, sondern spannt Fäden des Schicksals, die die Aradeken nicht vorhersehen können, denn Jahre später erscheint nicht mehr nur ein Schiff der Schilves im Hafen, eine Invasion beginnt und ihre ganze Flotte und Heeresmacht überschwemmt Arades.
Vom Dieb zum Puhler
Mittendrin in diesen Wirren kämpft sich der Dieb Nikola durchs Leben, verliert durch Mord und Totschlag gute Freunde, bis er sich selbst auf die Seite der Gerechtigkeit schlägt und als sogenannter Puhler gegen Verbrecher vorgeht. Dabei lernt er nicht nur einen der Schilves besser kennen, sondern muss sich auch mit mürrischen Priestern herumärgern und gegen einen brutalen Serienmörder wehren, der blutrünstig die dunklen Gassen der Stadt heimsucht.
Die ganze Tragweite dieser Morde wird tatsächlich erst auf den letzten Seiten des Buches aufgedeckt und soll deshalb hier auch nur zum Mundwässrigmachen erwähnt werden, denn Blut der Götter in die Hand zu nehmen, lohnt sich auf jeden Fall!
Überzeugende Welt und Charakter mit Tiefgang
Karl-Heinz Witzko hat eine tiefschichtige und detailreiche Welt erschaffen, die leichte Anklänge an das römische Imperium und die Welt der Mayas zeigt. Wesentlicher Punkt ist eine gut ausgearbeitete Mythologie und Kultur, die die Welt auf nur knapp über 600 Seiten lebendig werden lässt.
Vor allem Hauptakteur Nikola begeistert. Er ist nicht nur der stereotype vaterlose Außenseiter, der sich alleine durchschlagen muss, sondern ein Charakter mit Tiefgang. Er kann durchaus austeilen – und das nicht nur mit den Fäusten und dem Schlagstock –, er schließt auch außergewöhnliche Freundschaften. Er beweist einen kühlen Kopf und Verstand, als er sich nicht nur an die Fersen des Mörders heftet, sondern durch den Geist eines alten Feindes eine merkwürdige Prophezeiung erhält.
Fazit
Auch wenn das Buch manchmal ein paar Längen hat, trägt die Geschichte dank ihrer Charaktere und Wendungen gut bis zum Ende – das dann jedoch leider ziemlich kurz, schnell und sprunghaft abgehandelt wird.
Blut der Götter ist wunderschöne Fantasy mit guten Einfällen und Charakteren, die mitreißen können, mit Intrigen und Täuschung sowie etwas Mord und Totschlag, die die entsprechende Würze geben, und sorgt für einige spannende Lesestunden.
Blut der Götter
Karl-Heinz Witzko
(Piper, 2016)
624 Seiten, Paperback
ISBN: 978-3-492-70319-2
Webseite: Blut der Götter
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Zauberwelten-Online.de